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Vom 01. bis 03. Juli 2011 feierte die Trachtenkapelle D`Freudenseer ihr 50jähriges Gründungsfest in Raßreuth. Adolf Möckl, der Vorstand des Trachtenvereins D’Freudenseer ließ in seiner Festrede die Geschichte des Vereins Revue passieren, er berichtet über die Höhen und Tiefen, aber auch über die Geschicke, die zu diesem großen Erfolg geführt haben.
01_Trachtenkapelle D`Freudenseer, Raßreuth
Trachtenkapelle 1961, (v.l.) Rudolf Pangerl sen., Rudolf Pangerl jun., Hans Hoffmann, Ludwig Hoffmann, Helmuth Hoffmann, Ernst Bauer (Foto Hoamatliab, 1998, 20) Probe 1962 (v.l.) Ludwig Hoffmann, Helmuth Hoffmann, Ernst Bauer (Foto aus Festschrift z. 50jährigen Jubiläum) Rechnung v. Musikversandhaus vom 15.11.1961 für erste Anschaffungen (Foto aus Festschrift z. 50jährigen Jubiläum) Trachtenkapelle beim Gauball 1967 in der Nibelungenhalle in Passau (Foto Hoamatliab, 1998, 22) Freudenseer Buam 1975 (Foto aus Festschrift z. 50jährigen Jubiläum) Freudenseer Echo 1984 (Foto aus Festschrift z. 50jährigen Jubiläum) Flugblatt für das Oktoberfest in Rom 1992 (Festschrift z. 50jährigen Jubiläum) Trachtenkapelle D´Freudenseer 2011 (Foto aus Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum) Trachtenkapelle D´Freudenseer beim Gründungsfest 2011 (Foto Adolf Möckl)
Trachtenkapelle 1961, (v.l.) Rudolf Pangerl sen., Rudolf Pangerl jun., Hans Hoffmann, Ludwig Hoffmann, Helmuth Hoffmann, Ernst Bauer (Foto Hoamatliab, 1998, 20)

 

Sehr verehrte Gäste, Vertreter der Kirche, lieber Schirmherr und Landrat Franz Meyer, verehrte Ehrengäste, Abordnungen der Vereine, Musikkapellen, lieber Musikverein Großdeinbach, liebe Mitglieder und Freunde.

50 Jahre Trachtenkapelle D`Freudenseer feiern wir an diesen 3 Tagen und ich möchte einmal anders anfangen und die zurzeit aktiven Musiker der Jubelkapelle persönlich begrüßen zu ihrem und unser aller Jubiläum.

Ich sage Grüß Gott zu:

Tenorhorn und Bariton: Walter Pangerl und Ludwig Ledermüller; Klarinette und Saxophon: Ludwig Kasberger, Tobias Anetzberger, Bärbel Weidinger und Franz Würfl; Bass und Begleitung: Gerhard Pangerl, Ernst Schiel, Norbert Ledermüller und (Simon Freund) Gregor Meisinger; Flügelhorn und Trompete: Hermann Falkner, Werner Weidinger und Rudolf Pangerl. Und ich sage auch Grüß Gott zu den Musikern der erweiterten Besetzung: Hans Anetzberger, Günter Möckl und Rudi Möckl.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das sind die Personen, die zurzeit die Trachtenkapelle aktiv repräsentieren, das sind die Garanten für die unverfälschte Musik und für das Fortbestehen der Trachtenkapelle. 50 Jahre sind in der Zeitrechnung eine verschwindend kurze Zeit. Aber 50 Jahre eine Trachtenkapelle aufrecht zu erhalten, sie durch Höhen und Tiefen zu führen, in einer Zeit in der die Musikrichtung einen ganz andern Weg gegangen ist und noch immer geht, das ist eine Leistung, die nicht genug gewürdigt werden kann. Ich möchte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass unsere Musik rückständig oder nicht mehr zeitgemäß ist. Ganz im Gegenteil, jede Musikrichtung hat seine Daseinsberechtigung, ja die Verpflichtung den Fortbestand zu gewährleisten, weil – Gott sei dank – auch jede Musikrichtung seine Liebhaber hat. Das ist die Vielfalt der Kultur und alles andere als engstirnig. 

50 Jahre Trachtenkapelle D`Freudenseer

Der Trachtenverein D`Freudenseer wurde 1948 gegründet. Bereits im Jahr 1949 begann Ludwig Hoffmann mit der Gründung einer Musikkapelle. Das ist aber an der Beschaffung von Instrumenten oder ganz schlicht gesagt, an den fehlenden finanziellen Mitteln gescheitert. Berufsbedingt zog Ludwig Hoffmann nach Dortmund, und das Vorhaben, eine Musikkapelle zu Gründen ruhte bis auf weiteres. Als er 1960 nach Raßreuth zurückkehrte, griff er die Idee wieder auf und arbeitete zusammen mit Rudolf Pangerl sen. zielstrebig am Aufbau der Musikkapelle. 1961 war es dann so weit. Die „Raßreuther Volksmusikanten“ wurden gegründet. Gründungsmitglieder waren: Ludwig Hoffmann, Rudolf Pangerl sen., Ernst Bauer, Hans Hoffmann und als junge Spunde, Rudolf Pangerl jun. und Helmuth Hoffmann.

 

Der Gedanke an Erhaltung und Pflege der Volksmusik war wohl damals der einzige Grund, der zur Gründung des Vereines führte. Man beschloss, dass Ernst Bauer aus Innerhartsberg (Schwager von Ludwig, Helmut und Hans Hoffmann), der bereits Kenntnisse im Zitherspiel, Tenorhorn und in der Kirchenmusik besaß, die musikalische Leitung übernehmen sollte. Auch Rudolf Pangerl sen., Trompetenspieler mit Vorliebe zur böhmischen Musik und Ludwig Hoffmann als Akkordeonspieler waren schon als Musiker aktiv. Rudolf Pangerl jun. erlernte das Trompetenspiel von seinem Vater, Helmuth Hoffmann kaufte sich ein Schlagzeug und sein Bruder Hans eine Klarinette. Und so ging es los – mit vielem Üben und Proben.

 

Diese sechs Musiker haben sich auch eigene „Ordnungsregeln“ gesetzt (hier ein Auszug):

  • 1. Weil eine bodenständige Volksmusik auch eng mit der Heimat verbunden ist, hat man bei der Namensgebung das Heimatdorf berücksichtigt und so den Namen „D´Raßreuther Volksmusikanten“ gegeben. Dieser Name ist geltend und kann nur als einstimmiger Beschluss abgeändert werden.
  • 3. Mindestens ist eine wöchentliche Probe abzuhalten, bei der jeder zu erscheinen verpflichtet ist. Ort und Zeit der Proben muss jedes Mal neu vereinbart werden und es ist dabei jeder nach seiner Meinung zu fragen.
  • 4. Innerhalb der Proben steht jedem das Recht zu, in allen Dingen, die zur Gestaltung und Verbesserung der Musik führen, mitzusprechen. Dabei ist jedoch den Darlegungen des Kapellmeisters besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
  • 9. Der Verein kann sich auf einstimmigen Beschluss einer volkstümlichen Körperschaft (Trachtenverein, Heimatverein, kirchliche Vereinigung usw.) anschließen.

Soweit zum Gründungsprotokoll und zu den Ordnungsregeln. Es wird deutlich, dass der Anschluss und die Vereinigung mit dem Trachtenverein von Anfang an gewollt waren. Noch im gleichen Jahr, am 29.10.1961 spielte die Kapelle im Gasthaus Hoffmann in Raßreuth bei einer Hochzeitsfeier auf. Das Publikum war zufrieden, so steht es wörtlich im Protokoll. Wie ging es aber weiter?

Im Juli 1962 übernahm Hans Florian aus Thyrnau als Lehr- und Kapellmeister die musikalische Leitung. Im selben Jahr erfolgte auch der Anschluss an den Trachtenverein D`Freudenseer und in Folge die Namensänderung zur „Trachtenkapelle D`Freudenseer“ – ein großer Schritt, den weder die Musiker noch der Trachtenverein jemals bereut haben, weil beide sich ideal ergänzen.

Der neue Kapellmeister Hans Florian besaß weder einen Führerschein noch ein Auto und so musste er zu jeder Probe und zu jedem Auftritt von Thyrnau geholt und auch wieder zurückgebracht werden. Dies wurde jeweils von den Musikerkollegen bewerkstelligt. Meist aber war es Rudolf Pangerl sen., der mit seinem schier unverwüstlichen Lloyd die Wegstrecke zurücklegte. Es gibt da eine lustige Geschichte:

„Wo heute in Raßreuth der Trachtensaal steht, wurde vom Trachtenverein ein Gartenfest veranstaltet. Ab 15 Uhr sollte die Trachtenkapelle aufspielen. Helmuth Hoffmann holte Hans Florian in Thyrnau ab. Als er in Thyrnau ankam, übte der Florian noch auf dem Saxophon. Das Saxophon hat aber „ausgepfiffen“. Da hat der Florian plötzlich einen Wutanfall bekommen und das Saxophon auf den Boden geschmettert, dass lauter Trümmer herumflogen. Was ist zu tun, Helmuth bekam das Grausen, das Gartenfest war zu spielen und der Kapellmeister ohne Instrument. Da fiel Helmuth ein, dass bei mir von meinem Vater ein Saxophon da war, das aber jahrzehntelang nicht mehr gespielt wurde. So kamen sie zu mir und ich sehe den Florian heute noch auf der Rototreppe sitzen, wie er das Instrument ausprobiert hatte, das natürlich auch ausgepfiffen hat. Helmut hatte schon die Sorge, dass dieses Instrument das gleiche Schicksal erleidet, aber es fand seine Gnade. Schnell ins Auto und nach Raßreuth, aber bereits nach einem halben Kilometer streikte Helmuths Auto, schnell ein anderes Auto besorgt und dann nach Raßreuth, wo die Musik eben eine Stunde später anfing. Man war jung und die Nerven auch noch besser, heute ginge das nicht mehr so leicht. Ich habe das auch nur erzählt, damit man sieht mit welchem Idealismus man damals bei der Sache war.“

Weitere Mitglieder werden aufgenommen: Franz Würfl (1962) und Gerhard Schiermeier (1963); Willi Bauer (Schlagzeug) 1965; Ludwig Göppl, Ludwig Poxleitner, Alois Rosenberger, Günter Ledermüller und Rudi Rosenberger 1966 sowie Sepp Landsdorfer 1967.

1966 war der erste große Umbruch in der Kapelle. Florian Hans legte sein Amt als Kapellmeister nieder und der damals achtzehnjährige Rudi Pangerl übernahm die musikalische Leitung. Eine Herausforderung ersten Ranges, eine Kapelle zu leiten, die schon einigermaßen bekannt war und auch schon größere Einsätze zu spielen hatte.

 Im Jahre 1967 kam dann die Anfrage, den Gauball in der Nibelungenhalle in Passau zu spielen. Man muss wissen, dass zu dieser Zeit an die 2000 Besucher zum Gauball kamen und dass 2 Musikkapellen, in der Mitte der Halle auf 2 Bühnen abwechselnd spielten. Das war für diese durchwegs jungen Burschen eine große Herausforderung, sowohl für die Musiker als auch für den Kapellmeister. Man kann aber auch sagen, das war ein Aufschwung, das war der Durchbruch. Die Kapelle wurde dadurch nicht nur in der engeren Heimat sondern im ganzen Gaugebiet, das von Aigen am Inn bis Haidmühle und von Hohenau bis Lämmersdorf reicht, bekannt. Unzählige Trachtenfeste, Bälle und sonstige Festlichkeiten, bei denen D`Freudenseer als Festmusik engagiert waren, zeugten von Erfolg.

Weitere Musiker wurde in die Kapelle aufgenommen: Ludwig Ledermüller, Norbert Ledermüller und Walter Pangerl, die heute noch aktiv mitspielen, wie auch Johann Jell und Willi Weidinger. Mit dieser Mannschaft und mit dem Trachtenverein ging im Jahr 1970 die erste große Auslandsreise nach Belgien. Man muss sich vorstellen 63 Leute in einem Bus ohne Klimaanlage. Die erste Woche haben wir bei einem internationalen Trachtentreffen in Ostrozebeeke teilgenommen. Geschlafen wurde in einem großen Saal, in doppelstöckigen Feldbetten. Zunächst haben wir tüchtig geputzt und Staub gewischt, damit wir uns einigermaßen wohl fühlen konnten. Die Musiker gaben Standkonzerte und die Sänger haben die „Waldlermesse“ gesungen. Nach einer Belgienrundfahrt kamen wir spät abends, völlig ausgehungert zu unserem zweiten Quartier. Es war ein altes Schloss, das als Hotel betrieben wurde. Die Ober konnten gar nicht so viel Essen auftragen, war es von uns schon wieder verputzt. Das gab zuerst etwas Ärger. Auf den Salatblättern waren Krabben verteilt, eine Kost die man zu dieser Zeit noch nicht kannte. Hans Gruber meinte, was wollen denn die mit ihren Krautwürmern und aus war es; alle wurden fein zur Seite geputzt.

Die Stimmung an diesen 5 Tagen wurde so aufgeheizt (Programm und Musik vom Nachmittag bis spät in die Nacht) dass beim Abschied einige von uns und die Ober im weißen Hemd im Entengraben badeten, der rund um das Schloss angelegt war. Ganz grün kamen sie aus dem Wasser. Auch das sind Erlebnisse, die eine Gemeinschaft stärken und die man nicht mehr vergisst.

 

Ernst Schiel, Klaus Knollmüller, Erich Steininger, Alois Bauer und Hans Schiel kamen neu dazu, sodass die Kapelle trotz einiger Abgänge immer ein beachtliches Niveau halten konnte. Dies war auch notwendig, denn 1967 wurde der Trachtensaal eingeweiht und ab dieser Zeit war etwas los in Raßreuth. Bis zu 10 Bälle und ebenso viele Heimatabende, bei denen jedes Mal die Trachtenkapelle aufspielte, standen jährlich auf dem Programm. Das heißt aber auch, dass die Kapelle sehr stark an den Heimatort gebunden war. Der Zulauf war enorm und 400 Besucher pro Veranstaltung waren keine Seltenheit – der Bekanntheitsgrad der Trachtenkapelle stieg weiter.

 Auch unter Musikerkollegen gibt es Meinungsverschiedenheiten. 1975 wollten einige Musiker eine komplett andere Musikrichtung einschlagen, da aber dies als Trachtenkapelle, im Trachtensaal und auch als fester Bestandteil im Trachtenverein nicht so möglich war, kam es zum Austritt einiger tragender Säulen in der Gruppe. Es war ein schmerzlicher Aderlass aber es ging weiter, was mit Sicherheit auch Rudi Pangerl und seinen getreuesten Musikern zu verdanken ist.

Seit der Gründung hat die „Trachtenkapelle D`Freudenseer“ zu den verschiedensten Anlässen aufgespielt. Sei es zu Fahrzeugweihen, zu Faschingsbällen, zu Jubiläumsfesten, zu Heimatabenden, in Volksfestzelten oder auch zu Volkstanzabenden. Entsprechend umfangreich und abwechslungsreich ist das Repertoire der Musikkapelle. Auch das ist ein Verdienst von Rudolf Pangerl, der unzählige Volkstänze für die Blaskapelle bearbeitet hat. Andere Musikkapellen sind recht froh wenn sie zum Gauball einige bearbeitete Volkstänze von Rudi erhalten.

 

Die Ursprüngliche Besetzung mit 6 Personen wurde 1966 auf 13 Musiker erweitert und konnte auch über Jahre so gehalten werden. Lediglich in den Jahren von 2002 bis 2006 spielte man in einer 10-Mann-Besetzung. Z.zT: sind es wieder 13 Musiker die bei besonderen Anlässen, wie z.B. bei Marschmusik, sogar auf bis zu 17 Musiker erweitert wird. Bei besonderen Anlässen wie Heimatabenden oder Sänger- und Musikantentreffen spielt dann die Tanzlmusi auf. Die Anfänge reichen zurück bis ins Jahr 1965, als der Trachtenverein in der damaligen Turnhalle in Hauzenberg das 2. Gauliedersingen veranstaltete. Seit 1992 ist die Tanzlmusi neu etabliert und als fester Bestandteil der Trachtenkapelle kaum noch wegzudenken.

 

Auch das Repertoire musste im Laufe der Jahrzehnte immer wieder geändert und der Zeit angepasst werden. Spielten in den 80iger und 90iger Jahren bei Volksfesten hauptsächlich Blasmusikkapellen, so hat sich dies grundsätzlich geändert. Party-Band´s haben am Abend Einzug in die Bierzelte gehalten und das fast ausnahmslos. Lediglich Trachtenfeste sind hier eine Ausnahme. Die Blasmusik wird nur mehr zur Nachmittagsunterhaltung benötigt. Party-Bands mit klingenden Namen, wenn möglich aus Tirol oder Südtirol, müssen es sein, egal was sie kosten. Man kassiert zum Teil horrende Eintrittspreise weil diese Musiken „in Anführungszeichen besser spielen“ oder bessere Möglichkeiten haben die Technik in das natürliche Spiel einzubinden, dass der Gast nicht merkt wie sehr er ausgeschmiert wird.

Ich möchte ausdrücklich hinzufügen dass es selbst bei uns rund um unsere Stadt nicht anders ist, aber zum Festzug braucht man die Blaskapelle. Verehrte Gäste, es ist heute kein Tag um zu schimpfen aber ich wollte es einfach gesagt haben, weil diese Veranstalter auch wissen sollen dass den Musikern dies durchaus bewusst ist und auch so registriert wird. Es könnte durchaus einmal sein, dass sich die Blasmusik, für einen Festzug allein einfach zu schade ist.

Es ist für eine Blasmusik eine Herausforderung den Geschmack der Zuhörer zu treffen ohne dabei die eigene Linie, die eigene Richtung zu verlassen. Die Freudenseer Blaskapelle ist im Weltlichen wie im kirchlichen Brauchtum im Einsatz. Hierzu gehören der Maibaum, das Sonnwendfeuer, Heimatabende, Kurkonzerte, die Palmprozession oder Erntedank. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass hier die Musik unentgeltlich spielt, weil diese Veranstaltungen mit Kultur und Brauchtum verknüpft sind.

 

1986 wurde das 25-jährige Jubiläum ebenfalls in einem Dreitägigen Fest gefeiert. Es war ein schönes Fest, bei dem die ganze Bevölkerung mitgemacht hat. Die Blaskapelle Grainet, die Blaskapelle Kreuzberg, die Blaskapelle Wegscheid, die Trachtenkapelle Straßkirchen, die Knappenkapelle Kropfmühl, die Stadtkapelle Hauzenberg und die Trachtenkapelle Hals waren bei uns zu Gast. Es war ein würdiges Fest und der damalige Bürgermeister Josef Greschniok sagte wörtlich: „Ihr habt die musikalische Kultur der Heimat gerettet und für die nächste Generation bewahrt.“

Die „Freudenseer“ sind aber nicht zur zu Hause im Einsatz, sie kamen mit ihrer Musik weit herum. In Tettnang, Bonn, Berlin, Bexbach, Rhede, auf der Hannover Messe, in Österreich, Tschechien, Belgien, Holland und in Italien waren Stationen, wo die Musiker Konzerte gaben oder zu Festen aufspielten. Es sind Stationen, die die Gemeinschaft prägten, die aber auch den eigenen Horizont erweiterten.

 

So gastierten wir mit der Tanzgruppe zwischen 1991 und 1996 dreimal auf Einladung der Gesellschaft für Deutsch-Italienische Freundschaft in Mittelitalien. Dabei wurde in allen größeren Städten in einen Umkreis von etwa 100 km um Rom und in Rom selbst Konzerte gegeben – und es wurde getanzt. Dass es bei solchen Reisen immer lustig zugeht, und dass es viele Episoden zu erzählen gibt ist ganz selbstverständlich. Es ist schon ein Erlebnis wenn man von der Piazza del Popolo mit Marschmusik zur spanischen Treppe marschiert. Auf der spanischen Treppe gab es ein Standkonzert und Volkstanzvorführungen. Das sind Erlebnisse, die unter die Haut gehen. Oder beim Standkonzert auf der Piazza del Popolo bekam plötzlich der Majestro Rudi Pangerl Nasenbluten und es wollte nicht aufhören. Da haben wir einfach den Kronentanz der Tanzgruppe eingeschoben, den ja der Martin auf der Harmonika gespielt hat, ein Tanz der ziemlich lang dauert; in der Zeit konnte auch das Nasenbluten gestoppt werden.

In Frascati haben wir vor der Basilika musiziert, als ein Italiener meinte, er bräuchte vier starke Männer. Diese mussten dann mit ihm in den Weinkeller gehen und er füllte 2 Kisten mit Wein für unsere Gruppe, was natürlich sehr willkommen war.

Das Oktoberfest selbst fand im Bierhaus La-Fattoria statt bei dem die Prominenz aus Politik, Film und Gesellschaft geladen war. Die Musik spielte im Festsaal auf und die Tänzerinnen und Tänzer waren in einem Nebenraum und marschierten nur zu den Auftritten in den Festsaal. In diesem Nebenraum stand ein großes Holzfass mit Wein. Wir durften den Wein mit großen Krügen selbst zapfen. Plötzlich war das Fass leer und es tropfte nur mehr vom Spund. Unsere Vermutung war, dass das Fass ohnehin schon fast leer gewesen war.

Das sind unvergessliche Erinnerungen, die die Gemeinschaft innerhalb der Musikkapelle, aber auch mit dem Verein und hier speziell mit der Tanzgruppe gestärkt haben. Das sind auch Erlebnisse die man einfach braucht um das so genannte Normale, das Alltägliche, das manchmal nervenaufreibende Alltagsgeschehen leichter zu verdauen und zu ertragen.

Es gäbe noch viel, viel mehr zu berichten. Denn es gab viele andere Reisen und Auftritte der Musikkapelle – ohne Verein – und man braucht kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass auch hier prägende Ereignisse stattgefunden haben.

 

Dass die Trachtenkapelle in diesen 50 Jahren nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen durchlebt hat ist zwar nicht selbstverständlich, aber es war so und gerade solche prägende Erlebnisse haben über manches hinweg geholfen. Es ist eine Leistung, die nicht hoch genug gewürdigt werden kann, wenn über 50 Jahre hinweg Musik dieser Qualität, heimatliche Musik, Volksmusik, Marschmusik in der uns allen bekannten Form gemacht wird. Diese Leistung wiegt umso mehr, wenn man weiß mit welchen Schwierigkeiten die Kapelle zu kämpfen hatte, sei es durch den Tod oder auch durch den Weggang von guten Musikern, oder sei es wegen der Änderung der Musikrichtung im Allgemeinen.

 

Wenn man bedenkt, dass in diesen 50 Jahren bei einer durchschnittlichen Kapellenstärke von 12-15 Mann, insgesamt 50 Mann (auch das passt zum Jubiläum), eine kurze oder längere Zeit mitgespielt haben, kann man ermessen welch schwierige Zeiten gerade für Rudi Pangerl als Kapellmeister, aber auch für die gesamte Musikkapelle zu meistern war.

Besonders schmerzlich waren dabei die Todesfälle der aktiven Musiker Ludwig Poxleitner, Walter Weidinger und Rudolf Pangerl sen., der während einer Veranstaltung, beim Kathreintanz 1990 zusammenbrach und verstarb. Ich möchte auch an die verstorben Gründungsmitglieder Ludwig Hoffmann, Hans Hoffmann und Ernst Bauer sowie an Fred Hausner und an den Kapellmeister Hans Florian erinnern, die die Musikkapelle eine zeitlang begleitet haben.

Ich möchte in diesem Zusammenhang die Leistung eines jeden Musikers würdigen und Vergelts-Gott sagen, dass er dazu beigetragen hat dass diese schöne Gemeinschaft „Trachtenkapelle D`Freudenseer“ ein Markenzeichen geworden ist und das 50-jährige Gründungsjubiläum feiern kann.

 

Einen Mann müssen wir aber besonders herausheben und zwar unseren Kapellmeister Rudolf Pangerl der es 45 Jahre lang verstanden hat als ruhender, als ausgleichender Pol zwischen den Fronten, die es immer wieder gibt, zu vermitteln. Ich möchte Vergelts-Gott sagen im Namen des ganzen Trachtenvereins und ich meine hier nicht nur die vielen unentgeltlichen Einsätze für den Verein, nein viel wichtiger ist die Gemeinschaft, der Zusammenhalt und das Bekenntnis für den Verein. Dieses Vergelts-Gott gilt ausnahmslos für alle Musiker und die Musikerin, für die schöne Musik, für die gemeinsamen Erlebnisse in diesen 5 Jahrzehnten.

 

Ich habe auch einen Wunsch an die gesamte Bevölkerung in und rund um unsere Heimat Hauzenberg, dass sie zeigt, dass sie stolz ist auf unsere Musik, dass sie sich solidarisch damit erklärt und dass nicht nur kritisiert wird, sondern die hausgemachte Musik und Kultur den notwendigen Stellenwert bekommen, der ihr zusteht. Mit dem Besuch dieses Festes kann man das auch zeigen.

 Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

 

Die Ehrungen:

Zu einem Jubiläum braucht man ein Geschenk. Die Fahnenmutter hatte gleich einen Einfall. Wir haben vom Verein Tücher für die Notenständer machen lassen. Frau Meisl aus Hauzenberg hat die Goldschrift entworfen und gestickt und unsere Fahnenmutter hat in mühsamer Kleinarbeit diese Tücher umrahmt und fertig gemacht. Dazu gibt es je eine Flasche Rot- und Weißwein für jeden Musiker vom Trachtenverein. So hat jeder Musiker etwas und man kann auch wieder sehen, wer aufspielt.

Wir wünschen noch von Herzen alles Gute, viel Erfolg und viel Freude mit der Musik auch in der Zukunft, viel Verständnis untereinander und auch die Bereitschaft weiterhin mit dem Verein zusammen zu arbeiten, die nächsten Jahrzehnte. [ ... ]

 Wie schon mehrfach angeklungen führt Rudolf Pangerl seit nunmehr 45 Jahren die Trachtenkapelle. Wenn man die Geschichte der Kapelle gehört hat, dann braucht man nicht mehr viel zu erzählen, denn alles ist untrennbar mit ihm verbunden. 

Sicherlich kann man das nicht alleine machen, es ist ja eine Gemeinschaft und er hat immer wieder Musiker an seiner Seite gehabt, die ihn unterstützt und mit ihm für die Kapelle gearbeitet haben. Er hat sein ganzes Leben nach der Musik ausgerichtet. In unzähligen Stunden wurden Noten geschrieben und Stücke für die Kapelle bearbeitet. Früher noch per Hand, sein Vater war ihm da mit seiner schönen Schrift eine große Hilfe. Später hat dann der Computer diese Arbeit etwas erleichtert. Es ist aber jetzt immer noch so, wenn man den Rudi braucht, dann ist er im Musikzimmer oder beim Feiern mit seiner Familie, auch das gibt ihm die Kraft, die er braucht.

Rudi hat ja auch viele Jahre in der Zahnradkapelle mitgespielt und diese bis zu seinem Ruhestand als Kapellmeister geführt. Des Weiteren spielt er bei der Musik für die Beerdigungen in Hauzenberg und führt diese auch. Manchmal könnte man schon meinen diese besteht zur Hälfte aus den Freudenseer´n. Auch als Aushilfsmusiker bei den Kapellen rundherum ist Rudi beliebt und das ist für ihn die Garantie, dass auch er Aushilfe bekommt, wenn es sein muss.

Ich sage im Namen der Trachtenkapelle, im Namen des ganzen Trachtenvereins, der Bevölkerung, der Vereine, der Pfarrei, der Stadt Hauzenberg und im Namen des Landkreises Passau ein herzliches Vergelts-Gott für deine Arbeit. Mag dir der Herrgott noch lange Zeit die Kraft geben, dass du deine geliebte Musik noch lange führen kannst. Dass dazu auch der Partner gehört, die Frau, die Verständnis aufbringt und einfach dein Musikerleben mitleben muss, das ist ganz wichtig. Ohne dieses Verständnis wäre vieles nicht möglich.

Textbeitrag Adolf Möckl

Zum Weiterlesen:

 

Hoamatliab, 1998

Heimat- und Volkstrachtenverein "D`Freudenseer" e.V. (Hrsg.), Trachtenverein D`Freudenseer, Hoamatliab. Chronik zum 50-jährigen Bestehen des Heimat- und Volkstrachtenvereins "D`Freudenseer",  Passau 1998.

 

Bei uns dahoam, 2007

Dreiflüsse-Trachtengau Passau e.V. (Hrsg.), "Bei uns dahoam" im Dreiflüsse-Trachtengau Passau 1932-2007. 75 Jahre Dreiflüsse-Trachtengau Passau, Traunstein 2007. 

02_
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02_Heimat- und Trachtenverein "Immergrün" Wotzdorf
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03_
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03_Trachtenverein D`Freudenseer, Raßreuth
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Mit dem Graphitbergbau haben ein Bodenschatz und ein Berufsstand die Menschen und die Gegend im Hauzenberger Lang geprägt. Einst verdienten hier weite Teile der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt mit dem Abbau und der Aufbereitung des Graphites. Die Pflege der bergmännischen Tradition und der überlieferten Merkmale dieses Berufsstandes und haben sich die Knappenvereine zur Aufgabe gemacht. In Kropfmühl gibt es die drei K´s: Knappenverein, Knappenkapelle, Knappenchor
04_Die Kropfmühler Knappen
Barbarafeier 2011 Barbarafeier 2009 Die Bürgermeister Josef Federhofer (Hauzenberg) und Hermann Duschl (Untergriesbach) Fritz Hellauer Grubenbetriebsführer Heribert von Spieß v. links: Markus Sterl, Josef Anetzberger, Adolf Wagner v. links: Erich Lang, Georg Pilsl, Paul Resch Ludwig Knödlseder Barbarafeier 2011 (Foto: O. Donaubauer) Kappenkapelle Kropfmühl Knappenkapelle Kropfmühl Knappenkapelle Kropfmühl Otto Rott, Jahrdorf; Vorstand des Knappenvereins ab 1952 Feier zum 50jährigen Bestehen des Knappenvereins Kropfmühl Feier zum 50jährigen Bestehen des Knappenvereins Kropfmühl Die Festjungfrauen bei der 50-Jahr-Feier, 1953 Jubiläum 1953 Die Knappschaft Die Knappschaft Fahnenweihe 1961 Bei der Fahnenweihe 1961 Fahnenmutter Lisa Ahnen, 1978 Festakt Hauzenberg 1978 Festzug anlässlich des 75jährigen Bestehens des Knappenvereins 1978 Festzug mit Fahnenmutter Elisabeth Ahnen, Vorstand Horst Schmidt, 1978 Am Kriegerdenkmal 1978 GK-Vorstände v. links: Dr. Frey, Erhard, Heinz Gohla Obersteiger Sobotta
Barbarafeier 2011

Knappenverein Kropfmühl

Die gefahrvolle Arbeit im Bergwerk brachte schon immer Invaliden, Kranke, Arme und Hilfsbedürftige nach Unfällen hervor, die ihr Leben aus eigener Kraft nicht mehr bestreiten konnten. So schlossen sich die Bergleute in den alten deutschen Bergbaurevieren schon im Mittelalter zu Gemeinschaften der gegenseitigen Unterstützung zusammen, den so genannten Bergbruderschaften oder Knappschaften. Im Kropfmühler Graphitrevier wurde im Jahr 1903 der „Knappschafts-Unterstützungsverein für das Graphitrevier“ gegründet. Die treibende Kraft war vermutlich der damalige technische Grubenverwalter Karl Busigel. Über die Gründung gibt es keine Unterlagen mehr, aus dem damaligen Protokollbuch sind die ersten Seiten heraus gerissen. Aus den ersten 21 Jahren des Vereins ist nur ein Bericht aus der „Donau-Zeitung vom 17.August 1911 bekannt, in dem über die Fahnenweihe am 15. August berichtet wird: Ein eigenartiges Bild bot letzten Sonntag den Fremden wie auch den Einheimischen die Fahnenweihe des Knappschaftsvereines Hauzenberg-Untergriesbach. Dieselbe war von fremden Vereinen sehr zahlreich besucht und nahm den schönsten Verlauf. Die Weihe der Fahne nahm der Präses des Patenvereins Untergriesbach, hochwürdiger Herr Kooperator Seel vor, welcher den Knappen in seiner Festrede die Bedeutung ihrer Fahne erklärte und sie zu treuem Ausharren unter derselben in guten wie in schlimmen Tagen ermahnte. Nach dem Gottesdienst erfolgte der Festakt, bei dem Herr Grubenverwalter Offermann, Pfaffenreuth, die Begrüßungsansprache hielt, welche in ein dreifaches „Glück auf“ auf Seine königliche Hoheit, dem Prinzregenten, ausklang, worauf die Königshymne gespielt wurde. Frau Architekt Anna Langheinrich sprach als Fahnenmutter im Namen sämtlicher Graphitgrubenbesitzer dem Verein die vollste Sympathie aus, indem sie den anwesenden ihre kräftigste Unterstützung zusicherte. Hierauf erfolgte die Anheftung der Fahnenbänder. Zum Schluß dankte hochw. Herr Kooperator Eder, Hauzenberg, insbesondere den anwesenden Graphitgrubenbesitzern von Oberzell für ihre Anwesenheit beim Feste, ebenso der Fahnenmutter als auch den übrigen, sehr zahlreich erschienenen Vereinen aus nah und fern und schloß mit einem dreifachen Hoch auf dieselben.

Am besten gefielen beim Festzug die den Festzug eröffnenden 18 Knaben in Bergknappenuniform, welche wirklich ein imposantes Bild boten. Die unerträgliche Hitze schien die Schuld zu sein, dass die Beteiligung am Nachmittagsfestzug seitens der vereine sehr zu wünschen übrig ließ; doch kann der Knappschaftsverein Hauzenberg-Untergriesbach mit Stolz auf seine Fahnenweihe zurückblicken.

Mögen sich nun noch recht viele Bergleute um diese Fahne scharen zum Segen der Arbeiter wie auch der Arbeitgeber, welche, wie sich beim Feste zeigte, dem Verein ihre vollste Sympathie entgegenbringen.

Am 17. Februar 1924 wurde der „Knappen-und Knappschaftsunterstützungsverein“ beim Gastwirt Osterkorn (später Barbarahof) in Kropfmühl neu gegründet. Anwesend waren 22 Mitglieder. Der Beitrag wurde auf 50 Pfennig pro Monat und die Zahlung von Krankengeld auf 50 Pfennig ab dem 3. Krankheitstag festgelegt. Außerdem wurde ein Betrag von 10 Pfennig pro Monat für die Musikkapelle beschlossen. Vorsitzender wurde Josef Kasberger, 1.Schriftführer Obersteiger Herr ??, 2. Schriftführer Betriebsleiter Treutler, Kassier für Untergriesbach Heinrich Fenzl und für Hauzenberg Leopold Gell.

Mitglieder waren: Obersteiger Müsel Paul, Freund Georg, Höpfl Karl, Hellauer Josef, Kehrer Johann, Rott Otto, Rott Georg, Pongratz Johann, Irg Franz, Steinberger Josef, Gell Leopold, Aumüller Heinrich, Altendorfer Johann, Preis Johann, Donaubauer Johann, Kronawitter Johann, Stemplinger Alois 1, Stemplinger Alois 2, Stemplinger Johann, Betzl Johann, Hausner Franz.

Am 5. Juni 1927 wurde eine Sterbekasse eingeführt. Jedes Mitglied zahlt 1 Reichsmark für den Verstorbenen.

Im Jahr 1928 wurde das 25 jährige Gründungsfest des Knappenvereins Hauzenberg gefeiert. Aufzeichnungen darüber gibt es nicht.                                                                                   

Aus dem Protokoll der Hauptversammlung vom 8.Mai 1932 stammt folgender Text:

Anwesend 20 Mitglieder und es wird beschlossen, die Musik vom Verein ganz auszuschalten, da wir ohnehin keine Vereinsmusik brauchen in dem dass da auch andere Musiker an Ort und Stelle sind und die Sache genau so billig machen wie die eigene Knappschaftskapelle und der Vertrag mit Jung Thyrnau ist gekündigt, indem sie vom Knappschaftsball ohne weitere Umstände davongelaufen sind und sie noch zuvor vom Vorstand Franz Fisch darauf in einem Schreiben erhalten haben, dass zu dieser schwierigen Zeit 50 Pfennig zu viel sind für den Tanz und daher 30 Pfg. für den Tanz verlangen dürfen. Nach kurzer Sitzung wurde vom Ausschuss erklärt, dass der Knappschaftskapelle Jung Thyrnau voll und ganz gekündigt sei.

Das damalige Zeitgeschehen wirkte sich auch auf die Vereine aus. In der Generalversammlung vom 27. Februar wurde auf Beschluß von Kreisleiter Pg. Krenn als 1. Vereinsführer(!) Franz Fisch aufgestellt. Im Protokoll heißt es abschließend: Es wurde beschlossen, dass wir uns den Anordnungen der Kreisleitung fügen. Im Jahr 1938 wurde die Werkscharkapelle Kropfmühl gegründet.

Im Protokoll der Generalversammlung vom 9. März 1943 steht unter anderem: Die Prüfung Kassenbuch wurde durch den Kreisrevisor der NSDAP Pg. Kieweg, durchgeführt. Am 3. Februar 1952 wird Otto Rott aus Jahrdorf erneut zum Vorstand gewählt.

 

Am 12. Juli 1953 feiert der Knappenverein Kropfmühl sein 50 jähriges Bestehen. Ehrenmutter war die Frau des damaligen Direktors der Graphitwerk Kropfmühl AG Anna Ulrich. Die Festrede hielt Direktor Kurt Erhard.

 

 

 

 

 

Am 14. Februar 1960 wird Steiger Horst Schmidt zum Vorstand gewählt und ein Jahr später, am 2. Juli 1961 wird eine neue Fahne geweiht. Fahnenmutter ist Frau Elisabeth Ahnen aus Schaibing, Patenverein der Veteranen- und Kriegerverein Germannsdorf. Über 40 Vereine waren der Einladung gefolgt. Weiter waren gekommen die Bürgermeister und Gemeinderäte der umliegenden Gemeinden, der Landrat des Landkreises Wegscheid Herr Karl Donderer, Direktor Erhard und die Ehrenmutter des Vereins, Frau Ulrich aus München.

 

 

 

 

 

Bei der Generalversammlung am 3.Februar 1963 wurde beschlossen, mit der Musikkapelle Schaibing Verhandlungen zwecks Eingliederung als Vereinskapelle zu führen. Im Laufe des Jahres wurde die Kapelle dem Knappenverein angegliedert. Bei der Mitgliederversammlung vom 26.Januar 1964 wird schon von „unserer“ Knappenkapelle gesprochen.

Am 9. Februar 1969 wird Franz Fesl zum Vereinsvorstand gewählt und am 14. Februar 1971 übernimmt Horst Schmidt wieder dieses Amt.

Ein großes Bergmannsfest mit Vereinen aus ganz Bayern wird anlässlich des 75 jährigen Bestehens des Knappenvereins und des 15 jährigen Bestehens der Knappenkapelle am 9. Juli 1978 gefeiert. Schirmherr ist der bayerische Staatsminister Anton Jaumann. Beim Festakt auf dem Sportplatz in Hauzenberg verwandelt ein starker Regen den Platz in einen See. Der Bauunternehmer Matthias Bauer setzt seine Leute zum provisorischen Anlegen von Stegen aus Brettern ein.

 

 

Am 15.Mai 1983 wird in Pfaffenreuth ein Bestands- und Gründungsfest gefeiert:

80 Jahre Knappenverein Kropfmühl - 20 Jahre Knappenkapelle Kropfmühl.

Am 10.Januar 1987 wird Johann Donaubauer zum 1. Vorstand gewählt.

Im Juli 1988 wird ein Jubiläumsfest von Verein und Kapelle mit großem Kirchenzug und Feldmesse in Untergriesbach gefeiert.                                                                                       Bei der Teilnahme am Oktoberfest –Umzug am 23.Sepember 1990 in München ernten die Knappen viel Beifall.

Am 21. Juli 1991 feiert der Knappenchor Kropfmühl sein 25 jähriges Bestehen mit der Weihe einer Standarte. Patenverein ist der Knappenverein Kropfmühl und die Festpaten sind die Vorstände der Graphitwerk Kropfmühl AG Dr. Thomas Frey und Karl Heinz Gohla.

Am 31.August 1998 wird Josef Stadlbauer zum 1. Vorstand gewählt.

16. Mai 1999: Der Knappenverein bekommt eine neue Fahne. Die Weihe erfolgt in Untergriesbach durch Pfarrer Kleiner und Knappenpfarrer Gotthard Weiß. Fahnenmutter ist Frau Elisabeth Ahnen, Schirmherr Karl Heinz Gohla. Die künstlerische Gestaltung der Fahnentuchseiten lag in den Händen von Christian Goller, bestickt wurde das Tuch in Handarbeit im Kloster Thyrnau. Über 50 Vereine und 5 Musikkapellen nahmen an dem Fest teil.

11. Mai 2002: Im Gidibauer-Hof wird Olga Zankl um die Übernahme des Amtes als Fahnenmutter gebeten und sie willigt ein. Fahnenmutter Elisabeth Ahnen gibt nach 40 Jahren das Ehrenamt weiter.

 

Knappenkapelle Kropfmühl

Ein besonderes Merkmal des bergmännischen Lebens war zu allen Zeiten die Geselligkeit. Bei großen festlichen Ereignissen, wie den großen Bergfesten im Mittelalter, schloss sich das Bergvolk mit den staatlichen Würdenträgern der Berghoheitsbehörde zu einer einträchtigen Gemeinschaft zusammen. Als Vertreter des Königs war in der Regel der Berghauptmann zugegen. Oft nahm der Landesfürst selbst am Bergfest teil. Hier stand die Musik im Vordergrund. Das klingende Spiel der Bergmannskapelle verschönte das Fest, das durch die Pracht der alten Fahnen und das Farbenspiel der bergmännischen Paradetrachten ergänzt wurde.

Die Kleidung der Musikanten wies zahlreiche dekorative Schmuckelemente auf, wie Tressenbesatz, Borten oder zweifarbigen Federbusch. Auch in späteren Zeiten hat sich nichts daran geändert. Die Sangesfreude und der Sinn für Geselligkeit kann auch heute noch bei den Bergleuten beobachtet werden. Die Vorliebe für Musik beweisen Anzahl, Größe und Können der Knappenkapellen.

Dieser Tradition nimmt sich seit 1963 die Knappenkapelle Kropfmühl an. Nach den Protokollen des Knappenvereins hat es aber schon früher so genannte Knappschaftskapellen gegeben. Im Protokoll der Hauptversammlung vom 8. Mai 1932 heißt es z.B., dass die Knappschaftskapelle Jung Thyrnau vom Knappschaftsverein ausgeschlossen wurde, weil sie für den Tanz 50 Pfennig anstelle der vertretbaren 30 Pfennig verlangt habe. Und bereits in der Mitgliederversammlung des Vereins vom 31.August 1924 wurde ein Beitrag von 10 Pfennig pro Monat für die Musikkapelle festgelegt. Vermutlich auf Druck der NSDAP-Kreisleitung wurde 1938 eine Werkscharkapelle gegründet. Darüber gibt es keine weiteren Unterlagen.

In der Generalversammlung des Knappenvereins vom 3. Februar 1963 wurde beschlossen, mit der Musikkapelle Schaibing wegen eines Zusammengehens mit dem Knappenverein Kropfmühl Verhandlungen aufzunehmen. Die Schaibinger Kapelle wurde mit Unterstützung des dortigen Veteranen- und Kriegervereins im Jahr 1954 von Johann Florian, Ludwig Kasberger, Paul Kirchberger und Max Wandl ins Leben gerufen.

In dem Beitrittsvertrag zum Knappenverein Kropfmühl steht: Die Musikkapelle Schaibing tritt am 1. April 1963 dem Knappenverein Kropfmühl bei und nennt sich von diesem Tage an „Knappenkapelle Kropfmühl“.

Ludwig Kasberger, der Leiter der damaligen Musikkapelle Schaibing , übernahm die erfolgreiche Führung und dirigierte die Knappenkapelle bis zum Jahre 1987. Heute ist er Ehrendirigent. Ihm ist die hervorragende Entwicklung der Kapelle zu verdanken. Einen großen Stellenwert innerhalb der Kapelle nehmen die Ausbildung der Musiker und die Nachwuchsarbeit ein. Dieser Aufgabe haben sich die die bisherigen Dirigenten Ludwig Kasberger, Hermann Sicklinger, Franz Haidinger und Gerhard Rott besonders gewidmet. Nur so konnte die Knappenkapelle zu ihrer jetzigen Größe und anerkannten Qualität heranwachsen.

 

Etwa 40 Musiker tragen mit Stolz die Bergmannstracht und bereichern Feste von Vereinen und öffentliche Anlässe mit ihren Auftritten. Für das Kropfmühler Bergrevier und die umliegenden Gemeinden sind sie Botschafter und Aushängeschild im ganzen Land und über die Grenzen hinaus.

 

Knappenchor Kropfmühl 

  Wegen der gefährlichen Arbeit im Bergwerk haben sich die Bergleute dem besonderen Schutz der heiligen Barbara anvertraut und vor der Einfahrt um eine glückliches Ende der Schicht gebetet. Dazu waren in der früheren Zeit an den Schachtanlagen sogar kleine Kapellen zu finden. Viele Texte der Gebete wurden in Liedern überliefert. Aber auch bei den großen Bergfesten  und den fröhlichen Feiern der Bergleute fehlte der Gesang nicht.

Auf dem Kupferstich mit einem spielenden Bergsänger aus dem Jahr 1721 steht:

Bergsänger sind Musicanten unter den Bergleuten, die meistens auf Zitter und Dreyangel schlagen und spielen und dazu allerhand Berg-Reime, worunter leider öfters die schandbarsten und ärgsten Dinge sind, absingen, zu großer Beschimpfung frommer und tugendhafter Bergleute, die bei ihrer so gefährlichen Arbeit wohl schwerlich auf solche schandbare Lieder und Possen dichten werden.

Da hat der Schreiber wohl die letzte Strophe des bekannten Bergmannsliedes „Glück auf, der Steiger kommt“, gemeint, bei dem in fröhlicher Runde gesungen wird:

Wir Bergleut`sein kreuzbrave Leut,

denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht

und saufen Schnaps!

Oder:

Aus Felsgestein graben sie das Gold, und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht, dem sein sie hold!

Viel tiefsinniger sind die zahlreichen überlieferten Lieder und sie charakterisieren den bergmännischen Berufsstand und seien Bedeutung ebenso, wie den tiefen Glauben an den Schutz in der Finsternis der Grube. Man spricht in Kropfmühl von den 3 K`s, dem Knappenverein, der Knappenkapelle und dem Knappenchor. Der Chor ist der jüngste Teil in diesem Trio. Unter dem Namen „D`Aubachtaler“ wurde 1966 in Germannsdorf ein Männergesangverein unter der Leitung von Heinz Schindler gegründet, der sich vorwiegend mit Volksliedern und Messen beschäftigte. Wegen mangelnden männlichen Mitgliedern wurde 1971 kurzfristig ein gemischter Chor daraus. Anlässlich des 75. Jubiläums des Knappenvereins änderte der inzwischen wieder erstarkte Männergesangverein seinen Namen in „Knappenchor Kropfmühl“ und auch die Liedauswahl wurde auf das bergmännische Liedgut umgestellt. Vorstand des Gesangvereins und des neuen Knappenchores war damals Otto Donaubauer, Chorleiter Rudolf Ullmann sen.

 

Die Sänger wurden mit der Bergmannstracht ausgestattet und der Chor arbeitet seither eng in der Kropfmühler Knappengemeinschaft mit. Das Amt des Dirigenten hat seit dem Jahr 2004 Rudolf Ullmann jun. übernommen, der vorher als Vorstand den Verein führte. Als Vorstände folgten ihm Ludwig Fenzl und Christian Wundsam.

 

Textbeitrag: Otto Donaubauer, Germannsdorf

Quelle: Karl Heinz Gohla, Festschrift 100 Jahre Knappenverein Kropfmühl

 

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