Einführung
Naturraum
Besiedlung
Politische Geschichte
Wirtschaft
Kirche & Pfarrei
Vereinswesen
Verkehrsgeschichte
Kulturelles Leben
Schule & Bildung
Gesundheit & Soziales
Tradition & Brauchtum
Neue Kategorie
09_Kulturelles Leben
Kunst & Literatur
Musik & Gesang
Museen
Beiträge 01 | 02 | 03 | 04 | 05
Es war eine lange und komplizierte Schwangerschaft, die Geburt jedoch verlief glücklich: Das lang geplante „Granitmuseum“ hat Gestalt angenommen. Unter dem Namen „Granit­zentrum Bayerischer Wald“ vereint es nun die touristisch und kulturell wirksamen „Steinwelten“ und das auf Natursteinmarketing zielende „Granitforum“. Die Eröffnung im Mai 2005 belohnte ein langes Mühen. Doch rollen wir die Geschichte von vorne auf.
01_SteinWelten im Granitzentrum Bayerischer Wald

Bis in die 1970er Jahre stellt sich eine konsequente Dokumentation der einheimischen Granitarbeit als kein brennendes Problem dar. Weder die Kulturpfleger noch die „Granitler“ – seien es Arbeiter oder Unternehmer – fühlen sich herausgefordert. Aufmerksame Beobachter der Regionalkultur strecken dennoch vereinzelt ihre Fühler aus.

Erste Ideen zu einem Museum werden bereits in den 1960er Jahren bewegt. Der als „Poet von Hauzenberg“ bekannte Karl Schlager – Verkehrsamtsleiter bei der Gemeinde Hauzenberg – greift diese Ideen Anfang der 1970er Jahre auf und bringt sie vor den Gemeinderat; die Zeit ist jedoch noch nicht reif für entsprechende Initiativen. Der genannte Schlager wird jedoch noch auf eine andere Art und Weise aktiv: bereits 1961 schießt der Hobbyfotograf und -filmer im Hauzenberger Raum eine Diaserie, die den Abbau und die Verarbeitung von Granit zum Gegenstand hat.

Paul Praxl hat aufgrund seines Berufes – er arbeitet von 1952 bis 1989 als kaufmännischer Angestellter in einem Granitwerk – und seiner Leidenschaft – der Regionalgeschichte – einen frühen Draht zum Thema. Bereits Ende der 50er Jahre beginnt er Material zur Geschichte der Granitarbeit im Bayerischen Wald zu sammeln; „hauptamtlich“ tut er dies seit seiner Anstellung als Kreisarchivar des Landkreises Freyung-Grafenau, und auch nach seiner Pensionierung setzt er seine Recherchen konsequent fort.

Einen öffentlichkeitswirksamen Impuls aus unerwarteter Richtung gibt 1981 der ehemalige Steinbrucharbeiter Max Bauer aus Jahrdorf bei Hauzenberg. Im nämlichen Jahr wird seine Autobiographie unter dem Titel „Kopfsteinpflaster“ veröffentlicht. Darin schildert Bauer den äußerst harten Arbeitsalltag im Steinbruch, aber auch die Freude am Umgang mit dem Granit. Seine veröffentlichten Lebenserinnerungen stoßen auf großes Interesse, auch weit über die Region hinaus.

Von einem hoffnungsvollen Aufbruch hin zu einem Museum kann man zu Beginn der 1990er Jahre sprechen. Ab April 1990 erforscht der Sozialpädagoge Heinz Brunner im Auftrag der Stadt Hauzenberg im Rahmen einer ABM-Maßnahme die Lokalgeschichte: das Kriegsende in Hauzenberg, Flurdenkmale, Erdställe und die Granitgeschichte sind zunächst seine Arbeitsschwerpunkte. Im Laufe seiner zweijährigen Tätigkeit wird jedoch immer deutlicher, wieviel bei den Menschen in Hauzenberg und Umgebung vor allem über die Granitarbeit noch zu erfahren ist. Die Arbeit Brunners konzentriert sich so mehr und mehr auf die Granitgeschichte. Das beachtliche Resultat befindet sich heute im Archiv des Granitzentrums; hervorzuheben sind die umfangreiche Fotosammlung, die vor allem durch die Begleitinformationen einen großen Wert darstellt, und die Dokumentation der Steinbrüche im Raum Hauzenberg. 170 Nennungen umfasst die Liste der ausgeforschten Brüche; erfasst sind dabei nicht nur die Lage und die Besitzer, sondern auch die Zeit der Bewirtschaftung, die technische Ausstattung, die Zahl der Beschäftigten, die Produktpalette, die Granitbeschaffenheit und die „Geschichte“ des Bruchs. Auf diese Art und Weise kann Brunner auch viele Lebensgeschichten von Steinhauern festhalten, bekommt detaillierte Auskunft über Arbeitstechniken, Werkzeuge bis hin zu den Sitten und Gebräuchen in den Brüchen und Steinmetzbetrieben.

Bei seiner Arbeit stößt Brunner durchweg auf eine positive Resonanz bei der Bevölkerung. Er kann auch auf teilweise sehr gewichtige Vorarbeiten aufbauen. Der Steinmetz Josef Öller etwa hat selbst schon lange vorher ­begonnen, sein Wissen über die Steinbearbeitung aufzuzeichnen, und stellt dieses Material bereitwillig zur Verfügung. Weitere wichtige Rat- und Impulsgeber sind der Unternehmer Georg Zankl sen. und die Steinmetzen Johann Eder und Ludwig Bauer.

1990 beschließt der Hauzenberger Stadtrat, die Einrichtung eines „Niederbayerischen Granitmuseums“ voranzutreiben, das auch die benachbarte Granitindustrie von Tittling, Fürstenstein und Ortenburg darstellt und wo auf „die Kultur- und Technikgeschichte im gesamten Kulturraum des Bezirks eingegangen“ wird. Damit ist die entscheidende Stoßrichtung vorgegeben. Man will ein überregionales Museum, das von Inhalt und Finanzierung her die Möglichkeiten der Stadt Hauzenberg deutlich überschreitet. Durch den Einbezug der anderen wichtigen Granitorte des Landkreises Passau und das in obiger Formulierung deutlich gewordene Bestreben, den gesamten Raum des Bezirks Niederbayern abzudecken, will man eine Beteiligung der entsprechenden kommunalen Körperschaften an der Museumsträgerschaft anregen.

Eine „Arbeitsgruppe lokaler Sachverständiger“ wird ins Leben gerufen; im Januar 1991 tritt sie das erste Mal zusammen. Teilnehmer sind Bürgermeister Bernd Zechmann, der damalige Kulturreferent des Landkreises Passau Ludwig Kühberger, Museumsfachmann Dr. Martin Ortmeier, der erwähnte Heinz Brunner, die Steinmetzen Ludwig Bauer und Josef Öller, Kreisheimatpfleger Rudolf Hammel (gest. 2008) und Paul Praxl als profunder Kenner der regionalen Granitgeschichte.

Eine zentrale Rolle in den Diskussionen der Arbeitsgruppe spielen die Standortfrage und das Problem der Trägerschaft. Grundsätzlich einig ist man sich darüber, dass das Museum in einem Steinbruch platziert werden soll. Als favorisierter Standort kristallisiert sich der „Schachetbruch“ am westlichen Ortseingang von Hauzenberg heraus. Die Stadt Hauzenberg wird zur Aufnahme von Grundstücksverhandlungen aufgefordert. Bei der Trägerschaft ist man sich einig darüber, dass versucht werden soll, sowohl den Landkreis als auch den Bezirk zu beteiligen. Im März 1991 fasst der Schul- und Kulturausschuss des Landkreises Passau den Beschluss, die Trägerschaft für die Dauer der Planungsphase zu übernehmen.

Wertvolles leistet die Arbeitsgruppe lokaler Sachverständiger in vielen praktischen Dingen. Das Sammeln von Werkzeug und Gerät wird vorangetrieben und die Lagerung der teilweise sehr sperrigen Objekte geklärt. Außerdem wird einschlägiges historisches Archivmaterial aufgespürt und beigebracht, altes fachspezifisches Wissen gezielt gesammelt und dokumentiert. Von Sitzung zu Sitzung stellt sich der Kreis neue Hausaufgaben.

Strukturiert wird die Diskussion der Sachverständigen von Beginn an durch Arbeitspapiere des Museumsfachmanns Ortmeier. Im März 1991 legt dieser dann den Museumsvorentwurf für ein Granitmuseum vor, angefertigt im Auftrag der Stadt Hauzenberg. Damit wird der in den vorangegangenen Gesprächen und Sitzungen eingekreiste organisatorische, finanzielle und inhaltliche Rahmen klar abgesteckt.

Mit dem Museumsvorentwurf steht den Museumsinitiatoren ein klar formuliertes Exposé und effizientes Werkzeug für die Weiterarbeit zur Verfügung. Die zentrale Rolle für die nächsten Schritte hin zu einem Granitmuseum wird nun einer „Sachverständigenkommission“ zugewiesen. Diese Kommission soll den Museumsvorentwurf prüfen und die weiteren Planungsarbeiten unterstützen. Im Juli 1991 findet die konstituierende – und für lange Zeit auch letzte – Sitzung des „Beirates“, wie man diese Sachverständigenkommission nun nennt, statt. Im Mittelpunkt der Sitzung stehen Fragen nach der Trägerschaft und nach der Aussicht auf Bezuschussung und Förderung. Sowohl der Bezirk als auch die Regierung von Niederbayern signalisieren jedoch die eindeutige Zurückhaltung in diesen Fragen. Damit aber stirbt das große, überregionale Projekt „Granitmuseum“ erst einmal. Es wird schlagartig still um die Hauzenberger Granitgeschichte.

Da wirkt es fast wie ein Paukenschlag, als man – mehr als vier Jahre waren vergangen – im Dezember 1995 von einem Ausstellungskonzept erfährt, das als „Grundstein für das geplante Granitmuseum“ gedacht ist. Bereits ein halbes Jahr später, im Juni 1996, wird die angekündigte Ausstellung unter dem Titel „Granit in Hauzenberg“ eröffnet. Als Träger fungiert der Wotzdorfer Trachtenverein „Immergrün“, der die Schau auch in seinen Vereinsräumen in Wotzdorf unterbringt. Die „Granitbegeisterten“ um den Ersten Vereinsvorsitzenden Ludwig Bauer haben nach dem Abrutschen der Granitmuseums­pläne in die untersten Schubladen nicht aufgesteckt. Ein Glücksfall ist, dass sich beim Trachtenverein neben dem Steinmetzen Ludwig Bauer noch weitere Granitinteressierte befinden; besonderes Engagement zeigen die oben bereits erwähnten Steinmetzen Josef Öller und Johann Eder.

Der konkrete Anlass für die geplante Ausstellung ist das 50jährige Gründungsjubiläum des Trachtenvereins „Im­mer­grün“. Was soll sich der Verein zu so einer Angelegenheit schenken? Beim Blick auf die Gründungsmitglieder stellt man fest, dass es sich dabei fast ausschließlich um Steinhauer (bzw. deren Kinder) handelt. (Die einzige Ausnahme ist ein Schmied, der aber für einen Steinbruch arbeitete!) Eine Granitausstellung zum Vereinsjubiläum macht also durchaus großen Sinn.

Die Initiative der Wotzdorfer Trachtler entwickelt sich zum entscheidenden Motor hin zur Realisierung der großen Vision „Granitmuseum“. 1997 wird ein „Förderverein Granitmuseum“ ins Leben gerufen, für den man die politischen Spitzen des Landkreises Passau (Hanns Dorfner, Landrat des Landkreises Passau von 1990 bis 2008) und der Stadt Hauzenberg (Bernd Zechmann, Bürgermeister von 1988 bis 2006) als Vorsitzende gewinnen kann. Als Geschäftsführer des Fördervereins fungiert Ludwig Bauer; ein Beirat, der sich regelmäßig berät, wird mit Fachleuten aus den Bereichen Steingewerbe, Regionalgeschichte, Museumswesen und Geologie besetzt.

Der Stein kommt nun unaufhaltsam ins Rollen. 1998 erteilt der Förderverein Granitmuseum den Auftrag für ein Vorkonzept, das noch im gleichen Jahr vorgelegt wird. Im Jahr 2000 beauftragt die Stadt Hauzenberg den Kulturwissenschaftler Dr. Winfried Helm mit der Konkretisierung des Konzeptes im Hinblick auf die Durchführung eines Architekturwettbewerbes für das Zentralgebäude des Granitmuseums. Im Anschluss daran wird der Wettbewerb ausgelobt, durchgeführt und im Mai 2001 abgeschlossen. Im Sommer 2001 entscheiden die Träger (Stadt Hauzenberg und Landkreis Passau), den ersten Preisträger (Brückner & ­Brückner Architekten, Tirschenreuth) mit der weiteren Planung zu beauftragen – vorausgesetzt die stehende Finanzierung. Noch im selben Jahr erfolgt auch der Erwerb des Grundstücks „Kinadeterschachet“ am westlichen Ortseingang von Hauzenberg – dem von Anfang an favorisierten Standort des Granitmuseums. Im Dezember 2001 schließlich wird die Förderung des Projektes aus INTERREG III-Mitteln beschlossen. Nun steht nur mehr das letzte Teil im Finanzierungspuzzle aus: die Mittel aus dem Kulturfonds Bayern. Nach einer letzten Zitterpartie werden diese im Oktober 2002 durch den damaligen Kultusminister Zehetmaier zugesichert.

Die Finanzierungsstruktur stellt sich nun folgendermaßen dar. Die Museumsträger (Landkreis Passau und Stadt Hauzenberg) stellen je 750.000 € zur Verfügung. Von Seiten der EU (Interreg IIIA) kommen 1,5 Millionen €. Der Kulturfonds Bayern trägt 500.000 € bei. Ergänzt durch weitere Zuwendungen (Sparkassenstiftung, Raiffeisenbank, Bezirk Niederbayern) steht somit ein Gesamtbudget von 3,6 Millionen € zur Verfügung.

Eine wesentliche Hürde ist jedoch vor dem Projektstart noch zu nehmen: Voraussetzung für die letzten Mittelzusagen ist ein tragfähiges und „schlankes“ Betriebskonzept. Dieses wird schlussendlich von den entscheidenden Ideengebern auf den Tisch gelegt. Eine private Betriebs-GmbH (mit dem Steintechniker Ludwig Bauer und dem Kulturwissenschaftler Dr. Winfried Helm als Gesellschafter und Geschäftsführer) schließt einen Betreibervertrag mit dem Träger. Damit ist der Weg frei für den eigentlichen Projektstart. Die Beauftragung der Architekten erfolgt im November 2002. Der Spatenstich wird im Sommer 2003 durchgeführt. Die Grundsteinlegung mit gleichzeitigem Richtfest wird im Sommer 2004 gefeiert, und bereits im Mai 2005 kann das Granitzentrum in Beisein des bayerischen Wirtschaftsministers Wiesheu feierlich eröffnet werden.

Der offizielle Name der Einrichtung lautet nun „Granitzentrum“, nicht mehr Granitmuseum. Dahinter steht die seit langem vorbereitete und ausformulierte grundsätzliche Neuausrichtung des Projektes, die letztendlich auch für die entscheidenden Finanzierungszusagen maßgeblich ist. Vom bayerischen Kultusminister kam schließlich bereits früh die Aussage, dass er nicht einfach ein weiteres „Heimatmuseum“ zu fördern gedenke; eine Mittelbewilligung setze ein innovatives Konzept voraus – und dieses wurde vom „Ideenmotor“ um den Steintechniker Ludwig Bauer und den Kulturwissenschaftler Dr.Winfried Helm voran getrieben unter dem Motto: den Blick nicht nur nach hinten richten, sondern auch nach vorne. Die Würdigung der großen Vergangenheit der regionalen Granitindustrie ist wichtig; genauso wichtig aber ist es, sich um die aktuellen Probleme der noch existierenden Industrie zu kümmern. Die entstehende Einrichtung soll neben der kulturellen und touristischen Ausrichtung auch eine Präsentations­platt­form für die Natur­steinindustrie werden – mit europaweiten Kontakten. Das Ganze wird in einer visionären Architektur beheimatet, die den „Edelstein“ Granit gekonnt in Szene setzt.

Mit dem innovativen, breit gefächerten und synergetischen Ansatz glückt das Projekt Granitzentrum letztendlich. Die im Granitforum Bayern zusammengeschlossenen Granitunternehmen der Region haben im Granitzentrum eine hervorrragende Präsentationsplattform; der grandiose – und bereits früh hochgelobte als auch schnell preisgekrönte – Bau der Architekten Brückner & Brückner und die Ausstellungen machen Lust auf Naturstein. Die informativen, aber auch sehr unterhaltsamen „Steinwelten“, wie das „Granitmuseum“ nun konsequent genannt wird, bieten ein weit gefächertes Themenspektrum von regionaler Geologie bis hin zur Wirtschafts-, Technik- und Sozialgeschichte des Granitlandes Bayerischer Wald. Sowohl die öffentliche als auch die veröffentlichte Meinung entwickelt sich von Beginn an positiv. Die über die vielen Jahre der Projektentwicklung laut gewordene Kritik verstummt: das ist aber kein Wunder, denn kaum jemand kann sich dem Reiz des nun realisierten Ensembles verschließen.

Bereits bei der Anfahrt erregt der außergewöhnliche Baukörper des Granitzentrums, der auf einem weit ausladenden Bruchsteinkegel sitzt, die Aufmerksamkeit. Der Weg vom Parkplatz zum Haus führt an übermannshohen Stahlplatten entlang; das erzeugt Spannung. Vor dem Eingang öffnet sich ein Vorplatz, ein hoher polierter Monolith fängt den Gast. Das schwere Stahltor verspricht Geheimes.

Atemberaubend ist der erste Blick ins Gebäudeinnere. Streiflicht, Spiegelungen und eine abenteuerliche Blickachse bis hinaus in den alten Steinbruch betören die Sinne. Man bewegt sich auf das Licht zu, und nach wenigen Metern bietet sich ein überwältigendes Panorama auf Abbruchwände, einen See und den historischen Steinbruch.

Der Besucher findet sich auf gewachsenem Fels: der Steinbruch zieht sich ins Gebäude herein. Im zentralen Foyer­bereich wurde ein großer Bruchfelsen horizontal abgesägt; dermaßen gebändigt gibt er nun den Füßen der Besucher sicheren und festen Halt. Rund um die Foyerplattform sind die öffentlichen Räume des Hauses – Kino, Dauer- und Sonderausstellungsräume, Cafeteria und Shop – übersichtlich angeordnet. Die Dauerausstellungen der Steinwelten gliedern sich in zwei deutlich voneinander getrennte ­Teile. Die Geologie – das Wesen und Werden des Steins – wird in einem abseitigen, dunklen Trakt aufgearbeitet, der in eine geheimnisvolle Höhle mündet. Dort wird auch eine sehenswerte Mineraliensammlung präsentiert. Die Darstellung der Geschichte des menschlichen Umgangs mit dem Granit sitzt dagegen auf einer lichtdurchfluteten hölzernen „Bühne“ auf Seeniveau, mit ständiger Begleitung des famosen Bruchpanoramas. Schließlich geht es ins Freie, zum historischen Steinbruch, der so eingerichtet wurde, wie vor der großen Technisierungswelle – also bis vor etwa 50 Jahren – gearbeitet wurde. Sonderausstellungen zu Kunst, Kulturgeschichte oder Gewerbe in einem der schönsten Schauräume im weiten Umkreis schließen den Rundgang ab.

Die Materialsprache in Gebäude und Freigelände ist reduziert und konsequent. Der Steinbruch als Metapher: Granit, roher Stahl, Eichenholz. Die Beton- und Putzflächen sind mit Graphit gefasst, dem Mineral, das nur wenige Kilometer entfernt aus der Erde geholt wird und das eine wunderbare, mit dem Licht spielende Oberfläche erzeugt. Zudem sorgt der Steinbruchsee vor dem riesigen Panoramafenster für schier endlose Reflexionen. Die vielfältigen und lebendigen Oberflächen des Granits im Haus und draußen erzählen Geschichten vom Werden dieses „kalten Blutes der Erde“, von späteren Kontakten und Verwerfungen, und letztendlich vom Zugriff des Menschen.

Textbeitrag Dr. Winfried Helm

02_Vor- und Frühgeschichtsmuseum in Kaindlmühle

Als noch regelmäßig die Eisenbahn zwischen Passau und Hauzenberg verkehrte, war der „Bahnhof Kaindlmühle“ eine von zehn Haltestellen, die die im Volksmund als „Hauzenberger Bockerl“ bekannte Lokalbahn auf der Fahrt von Passau nach Hauzenberg zu passieren hatte. Im Jahr 1985 erwarb dann die Familie Mader das Bahnhofsgebäude.

Als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kreisarchäolgie Passau ist Georg Mader seit den 1970er Jahren tätig. Systematisch begeht er den Raum Hauzenberg, stets auf der Suche nach archäologischen und historischen Spuren. Wenn der Pflug den Boden umbricht, treten häufig Relikte vorgeschichtlicher Kulturen aus Stein, Keramik oder auch Metall zu Tage. Regen und Frost sind günstig, weil sie die Funde „sauber waschen“ und oft erst kenntlich machen. Hier beginnt die „Geländearbeit“ von Georg Mader, der durch seine Sammlertätigkeit die Grundlage für die Erforschung der frühesten Besiedlungsgeschichte im nordöstlichen Landkreis Passau mit einem Schwerpunkt in der Region Hauzenberg, geschaffen hat.  

Um das Fundmaterial der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, fiel schon bald der Entschluss, im "alten Bahnhof" ein Museum einzurichten. Das Vorhaben wurde tatkräftig umgesetzt und im Jahre 2001 konnte das kleine Museum eröffnet werden. Positiv begleitet wurde die Initiative durch den Landkreis Passau, die Kreisarchäologie Passau und durch die Stadt Hauzenberg.

 

In zwei Ausstellungsräumen ist die, inzwischen beträchtlich angewachsene Sammlung zu besichtigen. Dabei füllen die Lesefunde aus der heimischen Gegend einen eigenen Raum. Es handelt sich in erster Linie um steinzeitliches Fundmaterial: Keramikscherben sowie Stein- und Silexgeräte, die bis in die Zeit der so genannten Chamer Kultur (3300-2800 v. Chr./am Ende der Jungsteinzeit) zurückreichen. Diese lässt sich an Hand der typischen, mit Tupfenleiste verzierten Keramik gut fassen. Erst im Jahr 2000 ist die Kreisarchäologie Passau bei archäologischen Untersuchungen in Innerhartsberg auf eine Siedlungsstelle dieser Kulturstufe gestoßen. So fügt sich die Siedlungsgeschichte von Hauzenberg in die der umliegenden Gemeinden mit Saxing (Markt Untergriesbach), Buchsee (Gde. Thyrnau), Weiding (Gde. Neukirchen v. Wald), Götzing (Gde. Tiefenbach), Zwölfling (Gde. Thyrnau) und Diendorf (Markt Untergriesbach) ein. Welche Rolle die Region in der Vorgeschichte gespielt hat, wird sich schließlich mit der wissenschaftlichen Bearbeitung des Gesamtfundmaterials erschließen lassen. Aber nicht immer lassen sich für Fundgegenstände eindeutige Parallelen oder Datierungsansätze finden.

 

Archäologisches Artefakt oder kindliche Spielerei?

Dieses Specksteinfragment hat Georg Mader 1999 auf der inzwischen archäologisch gesicherten Siedlungsstelle der Chamer Gruppe in Innerhartsberg bei Hauzenberg aufgelesen. Über Herkunft und Zeitstellung ist bisher nichts bekannt. Auch darüber, wer das „Gesicht“ in den Stein geritzt hat, können bisher nur Vermutungen angestellt werden.

 

 

 

Mittlerweile nimmt die experimentelle Archäologie im Vorgeschichtsmuseum in Kaindlmühle einen hohen Stellenwert ein. Unter fachkundiger Anleitung werden Techniken und Arbeitweisen der Vorzeit wieder lebendig. Kinder und Jugendliche lernen Feuer schlagen, sie können sich am Webstuhl erproben, mit Pfeil und Bogen schießen oder mit der „Steinbohrmaschine“, dem wichtigsten steinzeitlichen Arbeitsgerät Steine durchbohren.

 

Die Ausstellung ist als Dauerausstellung konzipiert. Die Exponate sind, nach Fundstellen geordnet, in beleuchteten Vitrinen ausgelegt, beschriftet und mit Fund- und Altersangaben versehen. Das Museum in Kaindlmühle kann nach Vereinbarung (08586/4929) besichtigt werden.

 

Textbeitrag Emmi Federhofer

Vom Hochgebirge bis zur Küste erstreckt sich der Lebensraum der Tierwelt, die in dem kleinen, aber feinen Hauzenberger Tiermuseum vorgestellt ist. Aus Liebe zur Natur hat Josef Kinateder über fast drei Jahrzehnte hin, das im Unteren Bayerischen Wald einzigartige Privatmuseum eingerichtet. (Foto: E. Federhofer)
03_Tiermuseum Hauzenberg

In einem einzigen großen Raum sind Tiere aus allen Teilen Deutschlands zu erleben. Es sind dies zum einen nachtaktive Vertreter, die in ihrer natürlichen Umgebung selten zu beobachten sind. Dazu gehören die verschiedenen Eulenarten, die hier in naturgetreuen Präparaten genau zu betrachten sind. Überhaupt nimmt die Vogelwelt einen „breiten Raum“ im Museum ein. Aber auch seltene und vom Aussterben bedrohte Arten finden sich hier, sie sind teilweise in ihrer natürlichen Umgebung zur Schau gestellt.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden bestimmte Säugetiere. Neben allen Marderarten und einem weißen Rehbock fällt vor allem eine Fuchsfamilie ins Auge. Eine Besonderheit ist der bei uns schon ausgestorbene Wolf. Und sogar ein Vertreter der heute wieder in freier Wildbahn auftretenden Luchse ergänzt die heimischen Objekte.

Dem Museumsinitiator ging es aber nicht allein um die bloße Darstellung. In unserer heimischen Fauna macht sich seit Jahrzehnten ein erheblicher Artenrückgang bemerkbar. Die leider vorhandenen Konfliktfelder zwischen natürlichem Lebensraum und Zerstörung von Natur und die dadurch in ihrem natürlichen Lebensraum bedrohten Tierarten waren ihm ein Hauptanliegen.

So ist das Lebenswerk von Josef Kinateder besonders zu würdigen und wird mit der latenten Zunahme aussterbender Tierarten in Zukunft einen erheblich höheren Stellenwert einnehmen.

Besichtigung des Tiermuseums auf Anfrage im Gästehaus Josef Kinateder, Passauerstr. 1 

 

Textbeitrag: Emmi Federhofer

 

 

 

04_
Zusammenfassung des Beitrags hier eingeben...
04_Schnapsmuseum in Jahrdorf
Zusammenfassung des Beitrags hier eingeben...



Hinweis: Dieser Beitrag ist noch in Bearbeitung.

05_
Zusammenfassung des Beitrags hier eingeben...
05_Bergwerksmuseum Kropfmühl
Zusammenfassung des Beitrags hier eingeben...



Hinweis: Dieser Beitrag ist noch in Bearbeitung.

 

Nach oben Nutzungsbedingungen | Datenschutz | Impressum
Bitte wählen Sie den Bildauschnitt, indem Sie mit der Maus darauf zeigen.