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Das Spital in Hauzenberg
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Das Spital gehörte seit dem 17. Jahrhundert zu den öffentlichen, sozialen Einrichtung in Hauzenberg. Gründungszweck war die Unterbringung siecher, d.h. kranker Leute im Markt. Über die Jahrhunderte wurde es durch Spenden und Stiftungen wohltätiger Hauzenberger Bürger mitfinanziert und unterhalten. Bild: Spätgotische Madonna mit Kind aus der ehemaligen Spitalkapelle, heute Pfarrkirche Hauzenberg.
01_Das ehemalige Spital in Hauzenberg



Spital bzw. Armenhaus HNr. 43, jetzt: Bräugasse 1 

Das Spital (Pl.Nr. 73) lag auch in Hauzenberg, wie in allen Siedlungen mit mittelalterlichem Ortskern, außerhalb des ursprünglichen Ortes.

 

 Laut Liquidationsprotokoll von 1839 war das Spital „seit unfürdenklichen Zeiten“ zusammen mit einem „Gärtl"

 (Pl.Nr. 74 ½) im Besitz der Marktgemeinde Hauzenberg.[1]

 

In einem Schreiben des Spitalverwalters Sebastian Kittl vom Jahr 1808, weist dieser darauf hin, dass „das hiesige Spital eigentlich nur ein armes Haus kann genannt werden.“[2] 

Das bedeutet, dass sich der ursprüngliche Zweck des Spitals von der  Versorgung sog. „siecher“ d.h. kranker Leute gewandelt hat, hin zur Unterbringung armer Leute aus Hauzenberg und Umgebung.

Aus dem ehemaligen Hospital wurde also im Laufe der Jahrhunderte ein reines Armenhaus.

 

 

 

 

 

 

Besagter Sebastian Kittl beschreibt dabei das Haus folgendermaßen:

 „ Es besteht in ganzem Betrag aus 2 kleinen Zimmern und über denselben haben sie nur den Botten (Dachboden), wo sie ihren wenigen Hausrat stellen können; es liegt frey von alllen Heysern endfernt, an des Michl Breyers Garten hinunder und dabei ist ihnen in gleichen ein Kuchlgärtl zu ihren wenigen Gebrauch von den Bürgergründt zugegeben worden, so in der Länge 14 Klafter, 4 Schuch und in der Braidn 4 Klafter 2 Schuch enthaltet.“[3] 

Richard Miller nimmt an, dass das Spital in Hauzenberg auf eine Stiftung der über Jahrhunderte in Hauzenberg ansässigen und hoch angesehene Familie Lang zurückgeht.[4]

Nach dem Tode des Vaters Egidius Lang nämlich hatte, so Miller, die Familie im

18. Jahrhundert ein Spital für 7 arme Leute „an der Stelle der heutigen Brauerei Hirz“ gegründet.

1763 errichtete der Sohn und Geistliche Johann Baptist Lang noch eine Reihe von Stiftungen für ärmere oder studierende Blutsverwandte, für arme Schulkinder, für die Ortsarmen und für kirchliche Zwecke.

 

Zum erstenmal erwähnt ist das Spital allerdings bereits im Jahr 1686. Es ist im sog. Bannzaunverzeichnis von Hauzenberg als „Siechenhaus“ bezeichnet: Wörtlich heißt es dort:

 „Item die Zaun im Millfelt vom Siach Haisl hinab und Hietter Haus an...“[5]

 

Da es im Hauzenberger Königsteuerverzeichnis vom Jahr 1601[6] noch nicht aufgeführt ist, muss es zwischen 1601 und 1686 entstanden sein.

Demnach dürfte es sich bei der Langschen Stiftung auch nicht um eine Neugründung, sondern um einen umfangreicheren Ausbau und eine Erweiterung der bereits bestehenden Einrichtung gehandelt haben.

 

In einem Hauzenberger Brandversicherungsverzeichnis vom Jahr 1819 wird erwähnt, dass das hier als „Spiethal der Bürger“ bezeichnete „Stiftsgebäude aus Mauer mit 5 Zimmern“ besteht.[7]

 

Am 14. September 1837 beantragt der Markt Hauzenberg beim königlichen Landgericht Wegscheid „die Erweiterung des Armenhauses zu Hauzenberg durch Aufbauung eines zweiten Stockwerkes.“[8]

Dieser Antrag wird vom königlichen Landrichter am 16. Oktober 1837 mit der Begründung abgewiesen, dass diese Erweiterung „[ ... ] auf Kosten der dortigen Spital- und Armenhausstiftung nicht genehmigt werden könne, da durch die bereits in der ersten Etage des Armenhauses vorhandenen 2 Zimmer das dermalige Bedürfnis dieser Stiftung genügend befriedigend erscheint.“

 

Als Hauptgrund für diese Ablehnung nennt das Landgericht die Absicht des Marktes, die Kosten für die Erweiterung „aus dem ohnehin unbedeutenden Kapitalstocke der Spitalstiftung“ zu nehmen. Das Landgericht äußert im selben Schreiben sogar die Vermutung, dass „das fragliche Bauprojekt nur zu dem Zwecke hervorgerufen wurde, um hiedurch für den Magistrat Hauzenberg auf eine bequemere Weise das nöthige Geschäftslokal zu gewinnen.“

 

 Daran schließt der Hinweis an, dass es dem Magistrat Hauzenberg aber unbenommen sei, den Erweiterungsbau auf Kosten der „Marktkommune“ durchzuführen, wobei ein Darlehen aus der Spital- und Armenhausstiftung, allerdings gegen entsprechende Verzinsung, in Aussicht gestellt wurde.

 

Im Stadtarchiv Hauzenberg sind die Spital- und Armenhausrechnungen seit dem

18. Jahrhundert überliefert.[9]

 Im Jahr 1790 sind aus dem Stiftungskapital an Ausgaben auf Jahrtäge und Stiftungen vermerkt:[10]

Für die den Spitalerinnen jährlich bestimmten 6 Klafter Brennscheiter: 6 fl, 24 Kr.

Dann denselben zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten a´40 Kr. = 2 fl

Mehr denselben ob der Spanfeldischen Jahrtag: 30 Kr

Und von der allfreytäglichen Abbettung des Kreuzwegs für Hw. Herrn Pfarrer Neulinger und anderen christgläubigen Seelen, so anno 1763 mit 100 fl gestiftet und vom hohen Ordinariat gnädigst bewilliget worden, treffen denen Spitalerinnen zu vertheilen 3 fl, da aber in diesem Jahr keine Vertheilung geschehen ist, so kommt hierorts anzusetzen: Summa 8 fl. 54 Kr.

 Aus dieser Aufstellung geht auch hervor, dass zu dieser Zeit im Spital ausschließlich Frauen untergebracht waren, die von wohltätigen Stiftungen und öffentlichen Zuwendungen lebten.

 

Das Armenhaus wurde an diesem Standort aufgelöst, als um 1890 Joseph Hirz, ein gelernter Wagner, aus Steinbüchl, Gemeinde Untergriesbach, das ehemalige Spitalgebäude kaufte und dort eine Krämerei und Essigfabrik einrichtete.

Diese Essigfabrik verkaufte Hirz nach einigen Jahren wieder an die Familie Penninger[11] und errichtete im ehemaligen Spitalgebäude zunächst eine Weißbier - und später eine Braunbierbrauerei.

 

Typisch für diese Spitäler war auch eine Spitalkapelle oder Kapellennische in unmittelbarer Nähe, die sich in Hauzenberg noch heute, wenn auch stark verändert, auf der gegenüberliegenden Straßenseite unmittelbar beim ehemaligen Kaufhaus Koller befindet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    Die Kapellennische in ihrem ursprünglichen Zustand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     Die Kapellennische nach einer Erneuerung in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts.

 

Anfang des 19. Jahrhunderts ist die Kapelle unter HNr. 48 ½  Pl.Nr. 81, als Ertlische Kapelle erwähnt, die zur Kultusstiftung repespektive Frauenbruderschaft gehörte und seit „unfürdenklichen Zeiten“ Eigentum der Frauenbruderschaft war.[12]

 Aus dem Namen zu schließen, dürfte die Kapelle von einem Mitglied der alteingesessen Hauzenberger Famile Ertlgestiftet und von der Frauenbruderschaft betreut worden sein.

 

Zur ursprünglichen Ausstattung der Kapelle gehörte diese spätgotische Madonna, die sich heute in der Pfarrkirche befindet. Sie lässt Rückschlüsse auf ein entsprechend hohes Alter dieser Kapelle zu.

 

Pfarrer Heinrich Zellbeck veranlasste, dass diese Madonna mit dem Kind in die Pfarrkirche wechselte und dafür ein einfaches Kruzifix unbekannter Herkunft in die Kapelle gestellt wurde.

 

Ursprünglich befand sich hier  auch ein Christus an der Geiselsäule, dessen Verbleib heute leider in Vergessenheit geraten ist.

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kapelle laut Karl Schlager[14] vom damaligen Kooperator und Raiffeisenrechner Josef Voggesperger betreut. Später versahen, so Schlager, „die Geschwister Koller, deren Großvater 1887 aus Siebenbürgen zurückgekehrt war, diesen Dienst.“

1968 kam die Kapelle in Besitz der Familie Koller.

Mit der Erweiterung des Kaufhauses Koller in den 70 er Jahren wurde sie überbaut und in eine einfache Nische verwandelt, die mit einem eisernen Gittertor verschlossen ist.

 

 

 

 

 

 

 

[1] Liquidationsprotokolle von Hauzenberg, 1839, Vermessungsamt Passau

[2]  Stadtarchiv Hauzenberg 17a/2

[3] ebenda

[4] R. Miller , S.61

[5] Stadtarchiv Hauzenberg, 2 / 47 transcribiert und erläutert, Stadtarchiv 2004

[6] Stadtarchiv Hauzenberg 2 / 41

[7] ebenda 5 / 33

[8] ebenda 14 / 27

[9] Stadtarchiv Hauzenberg, 2/50-R15 (1786-1804); 17a - d

[10] Stadtarchiv Hauzenberg 17a / 2 , Rechnung des armen Hauses zu Hauzenberg, welches der aufgestellte Armenhausverwalter Joseph Wimmer abgelegt hat für das Jahr 1790

[11] Damals noch wohnhaft im Kaufhaus Gottinger

[12] Liquidationsprotokolle von Hauzenberg, 1839, Vermessungsamt Passau

[13] Karl Schlager, Fritz Biermeier, Ludwig Bauer, Zeichen der Frömmigkeit, Hauzenberg 1997, S.47

 

Textbeitrag: Georg Schurm

 

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