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Initiatoren der hochmittelalterlichen Siedlungstätigkeit in unserem donaunahen Raum waren die hier ansässigen Adelsgeschlechter, die eine flächendeckende, systematische Besiedlung organisierten. Bereits im 13. Jahrhundert wurde so eine Besiedlungsdichte erreicht, die bis ins 19. Jh. keine wesentliche Veränderung mehr erfuhr. Abbildung aus dem Sachsenspiegel (1. Hälfte 13. Jh.; Heidelberger Bilderhandschrift)
01_Siedlungsgeschichte des Hochmittelalters

Hochmittelalterliche Besiedlung

Die zeitlich bereits genauer fassbare Besiedlungsgeschichte beginnt im donaunahen Raum mit einer Siedlungsverdichtung ab dem 11. Jahrhundert. Ab dem Hochmittelalter, kurz nach der Jahrtausendwende, kam ein neuer, enormer Kolonisationsschub in Gang, der bei uns im 13. Jh. bereits zu einer Besiedlungsdichte führte, die bis ins 19. Jh. keine wesentlichen Veränderungen mehr erfuhr. Damals wurde die Kulturlandschaft geschaffen, die zur Heimat und Ernährungsgrundlage für alle nachfolgenden Generationen wurde.

 

1010: Die Geburtsstunde des Abteilandes?

Diese hochmittelalterliche Besiedlung soll durch die Schenkung König Heinrichs, des späteren Kaisers Heinrichs II. an sein Reichskloster Niedernburg in Passau, am 28. April 1010 eingeleitet worden sein.

Nach dem Wortlaut dieser Urkunde schenkte er einen großen Teil des bereits besiedelten und noch unbesiedelten Norwaldes zwischen der Ilz im Westen, der Rodel (bei Linz) im Osten, der Donau im Süden und dem Böhmerwald im Norden an das Kloster Niedernburg.[1]

Mit dem Übergang unserer Region an das Kloster Niedernburg in Passau soll laut älterer heimatgeschichtlicher Literatur somit Anfang des 11. Jahrhunderts, auf dessen Initiative hin, eine groß angelegte Besiedlungswelle eingeleitet worden sein. Da  diese Urkunde aber als Fälschung identifiziert wurde und in den Urkunden aus dieser Zeit auch keinerlei Hinweise auf eine Rodungsinitative durch das Kloster zu finden sind, dürfte die umfangreiche Siedlungsinitiative auf dem Königsland nördlich der Donau vom König bzw. Kaiser selbst initiiert worden  sein. Er hat nach dem Investiturstreit und der damit einhergehenden Zerschlagung der bisherigen Machtstrukturen im Passauer Raum,  ausgelöst durch die Vertreibung der papsttreuen Parteien (Bischof Altmanns und des mächtigen Adelsgeschlecht der Formbacher), kaisertreue Anhänger eingesetzt, die mit umfangreichen Privilegien und einem groß angelegten Rodungsauftrag ausgestattet wurden.   

Das Hochmittelalter war allgemein die Zeit der großen Siedlungsbewegungen im gesamten europäischen Raum. Es war die Zeit des großen Fortschritts und der großen Veränderungen. Damals wurde Waldland und unbebautes Land in bisher noch nie da gewesenem Ausmaß gerodet und landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Dies ging soweit, dass sogar schon Stimmen gegen diese Rodungseuphorie laut wurden. Der bekannteste Kritiker aus dieser Zeit ist der Dichter und Minnesänger Walther von der Vogelweide, der eine Zeitlang (um 1200) auch im Dienst des Passauer Bischofs Wolfker von Erla stand. Er beklagt sich darüber in einer seiner Elegien mit den Worten: …

 

 

„Bereitet ist daz velt, verhhouwen ist der walt
wan daz wazzer fliuzet als ez wilent floz,

für war min ungelücke wande ich wurde groz.“

 

 

 

 

“das Land ist jetzt bebaut, gerodet ist der Wald. Flösse nicht das Wasser, wie es einstmals floss, ich schwör´s, mein Unglück wäre wirklich groß.“

 

 

 

 

Diese umfangreichen und flächendeckenden Rodungsarbeiten, die in relativ kurzer Zeit vorangetrieben wurden, verlangten, ein Höchstmaß an Organisation und Planung.

Dafür wurde auf dem Königsland in der Regel ein so genannter „Rodungsadel“ eingesetzt, der einschlägige Erfahrungen auf diesem Gebiet mitbrachte. Er sollte die Rodung offensichtlich finanzieren, organisieren und koordinieren und gleichzeitig den neuen Herrschaftsraum verwalten und sichern. Diese Rodungsexperten verfügten über Vermessungsspezialisten und Fachleute für Ortsplanungen, sog. Lokatoren, sowie über die nötigen finanziellen Mittel zur Vorfinanzierung der Grundausstattung der Neusiedler. Hinzu kommt, dass nur sie in der Lage waren, aus ihrem angestammten Herrschaftsraum eine entsprechende Zahl von Neusiedlern zu rekrutieren.

Im Fall von Hauzenberg haben die adeligen Ortsgründer nur wenig Spuren hinterlassen. Der im ersten Teil des Ortsnamens enthaltene Personenname Huzo könnte darauf hinweisen, dass es  ein Huzo war, der die Ortsanlage von Hauzenberg sowie die systematische Besiedlung des Umlandes initiiert und wohl auch finanziert hat. Da –– berg Orte in Verbindung mit einem Eigennamen ab dem 11./12. Jahrhundert üblich werden, ist anzunehmen, dass auch Hauzenberg in diesem Zeitrahmen entstanden ist.

Der 2. Teil des Ortsnamens beschreibt die freie, nach drei Richtungen, nach Westen, Süden und Osten hin offene Lage des Ortes auf dem Ausläufer des Tiessenberges. Über die exakte Gründungszeit Hauzenbergs fehlen aber, wie bei den meisten Ortschaften, schriftliche Nachrichten. Ortsname, Lage und ursprünglicher Ortsgrundriss von Hauzenberg allerdings weisen auf eine hochmittelalterliche Entstehungszeit hin.

 

Die Herkunft der Hauzenberger

Was die Herkunft dieses Rodungsadels der Hauzenberger betrifft, so fehlt auch dazu leider jeglicher schriftliche Hinweis. Die Siedlungsgeschichtliche Analyse legt aber nahe, dass das donaunahe Gebiet zwischen Ilz und Ranna im Hochmittelalter nach einem einheitlichen Konzept besiedelt bzw. aufgesiedelt wurde. Es ist deshalb davon auszugehen, dass auch die Hauzenberger zu den für die Organisation und Erschließung dieses gesamten Herrschaftsraums verantwortlichen Adelsgeschlechtern in enger Verbindung standen.

Nachweislich seit dem Ende des 11. Jh. wurde der überwiegende Teil dieses Gebietes von den Hochfreien Hals-Griesbachern verwaltet und regiert. Ihr Herkunftsraum ist das Linz-Eferdinger Becken. Sie stammen, ursprünglich aus der Familie der Edlen von Polsenz (bei Eferding) und wurden vermutlich nach dem Investiturstreit im Passauer Raum eingesetzt, um das Machtvakuum, das durch die Vertreibung des papsttreuen, mächtigen Geschlechts der Formbacher und Bischof Altmanns entstanden war, wieder aufzufüllen.

Adalbero mit dem Beinamen Kälbergras, der sich um 1100 bereits nach Griesbach nennt, kam offenbar gemeinsam mit den Brüdern Huc und Rupert von Palsenz im Zusammenhang mit der Neuorganisation dieses Raumes durch Kaiser Heinrich IV., nach dem Investiturstreit und der völligen Zerschlagung der bis dahin bestehenden Machtverhältnisse im Passauer Raum, in das später so bezeichnete "Land der Abtei". Hier übernahmen sie vermutlich in  Auftrag Heinrich IV.  die Besiedlungs- und Verwaltungsorganisation im Gebiet nördlich der Donau und östlich der Ilz. Dazu wurden ihnen Vogtei- und Grafschaftsrechte, sowie das Recht des Burgenbaues verliehen.[2]

Den Griesbachern und Halsern oblag also allem Anschein nach die zentrale Leitung und Organisation dieses systematischen Landesausbaus im donaunahen Raum zwischen Ilz und Ranna bzw. Mühel und bei dieser planmäßigen, organisierten Besiedlung wurde offenbar nichts mehr der Zufall überlassen. Sie teilten diesen Raum vermutlich in kleinere Herrschafts- und Verwaltungsbereiche auf, wo sie ihnen nahestehende Geschlechter einsetzten.

Im berühmten Lonsdorfer Codex, einem Sammelband mit Abschriften von Urkunden und einem Güterverzeichniss (Urbar) des Hochstifts Passau, der im Auftrag Fürstbischof Ottos von Lonsdorf (1254-1265) angelegt wurde, wird auch Hauzenberg unter den Ortschaften erwähnt, in denen, wie es heißt, „dominus Heinricus de Waessenberch iurisdictionem iustitii habebat ad terminum vite sue“, in denen also Heinrich von Griesbach/Waxenberg bis zum Ende seines Lebens die Gerichtshoheit ausübte. [3]

 

 

 

 

 

 

 

Demnach dürften auch die Hauzenberger, die nach dem in dieser Zeit üblichen Muster Burg und Zivilsiedlung Hauzenberg gründeten, aus dem Familienverband der Hals-Griesbacher stammen. Auf die Verbindung der Hauzenberger und Hals-Griesbacher deuten außerdem hin:

  • ihre siedlungsgeographischen Gemeinsamkeiten, wie z.B. die Lage der Zentralorte und ihre einheitlichen Ortgrundrisse,
  • die Ausrichtung der Marktstraße Hauzenbergs Richtung Untergriesbach bzw. Donauhafen Obernzell,
  • Lage und Bauweise der zugehörigen Burgen,
  • ihre gleichlautenden Marktrechte, insbesondere die Passagen, die auf die vorpassauische Zeit zurückgehen
  • und nicht zuletzt das gemeinsame Auftreten der Hauzenberger, Griesbacher und Halser in Urkunden.

 

Die Einrichtung zentraler Orte bzw. Siedlungszentren als „Basislager“ für die Rodung und Aufsiedlung in unserem Raum:

Allem Anschein nach legte man für das bereits besiedelte und noch zu besiedelnde Land zwischen Ilz und Ranna zunächst Siedlungszentren bzw. Zentralorte als Ausgangspunkte für die Siedlungserweiterung und Neurodung fest, auf die sich die bestehenden und neuen Siedlungen als wirtschaftliche und kirchliche Zentren hin ausrichteten sollten.

Damit war die notwendige Infrastruktur geschaffen für eine Versorgung der Siedler mit nicht landwirtschaftlichen Produkten, für ihren Schutz, für Rechtsprechung und Abgabenerhebung, für den Tausch und Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, für die seelsorgerische, kirchliche Betreuung der Bewohner und nach ihrem Tod schließlich, für eine angemessene Begräbnisstätte in geweihter Erde.

 

Die einheitlichen Ostsgrundrisse der Zentralorte und ihre systematische Verteilung im Raum nördlich der Donau als Hinweise auf eine zentral geleitete, großräumige Besiedlungsinitiative:

Beim Blick auf die Landkarte unseres donaunahen Raumes fällt auf, dass die Ortschaften nicht willkürlich in der Landschaft verteilt, sondern zentralen Orten als wirtschaftliche und kirchliche Mittelpunkte zugeordnet zu sein scheinen, die in etwa gleichem Abstand zueinander liegen.

Als solche Zentren dürften von Anfang an die späteren Marktorte Ugriesb/Ozell[4], Hauzenberg und Wegscheid vorgesehen und geplant gewesen sein, die in fast gleicher Entfernung (ca. 11 km) zueinander liegen.

Darauf deuten auch die Lagepläne aus der ersten Hälfte des 19. Jh. hin, die noch damals  einen einheitlichen Siedlungsplan erkennen lassen:

 

 

 

 

Auffällig ist dabei auch das annähernd einheitliche Geländeprofil, auf dem die drei Marktorte entstanden sind. Alle drei Orte liegen auf einem nach 3 Seiten hin abfallender Geländerücken, wobei die Marktstraße den Scheitelpunkt dieses Rückens bildet[5]. Die Kirchen liegen immer an Kreuzungspunkten von Altwegen.

Alles deutet also darauf hin, dass sich die Orte auf diesen annähernd gleichen Geländeformen nicht zufällig, aus kleinen Anfängen und allmählich zu einem Zentralort entwickelt haben, sondern systematisch geplant und in einem Siedlungsakt angelegt wurden.

 

Die einheitlichen Marktrechte als weiterer Hinweis auf eine gemeinsame Gründung:

Auf die gezielte und planmäßige Anlage dieser 3 Zentralorte unter einheitlicher Führung deuten zudem ihre gleich lautenden Marktrechte hin, die zum Teil bereits auf die vorpassauische Zeit zurückgehen, auf die Zeit also, in der der Passauer Bischof noch nicht Landesherr in diesem Gebiet war:

  • Alle 3 Orte hatten z.B. das Recht zwischen Ilz und Ranna Flossholz zu verkaufen und zu führen, “als es“ - so wörtlich – „von alter Gewohnheit herkommen ist“- ein Recht, das ganz eindeutig auf die Rodung und landwirtschaftliche Erschließung dieses Gebietes hinweist.

Als zentraler Handelsplatz und Umschlaghafen für die Produkte aus dem Abteiland war offensichtlich Griesbach in der Zell (Obernzell) vorgesehen, mit seiner für diesen Zweck idealen Lage an der Donau, einer der Hauptverkehrsadern des Mittelalters. Aus diesem Grund wurden die Marktstraßen der drei Zentralorte auch alle Richtung Donauhafen in Obernzell ausgerichtet.

Diese Funktion Obernzells als wichtigster Umschlaghafen für die Handelsgüter aus der donaunahen Region blieb über die Jahrhunderte bis in die Neuzeit erhalten.

Noch in einer Notiz aus dem Jahr 1519 heißt es, dass „vast täglich ob hundert Wägen von den oberen wällden Waldkirchen und Hawtzenberg mit holzwerch in die Zell faren“ d.h. es wurde noch damals reger Gebrauch von dem Recht gemacht, Flossholz zwischen Ilz und Ranna zu führen und niederzulegen.[6]

 

In Obernzell wurde ein Großteil dieses Holzes zu Brettern und Schindeln verarbeitet und dann vorwiegend donauabwärts verhandelt. Auch noch die hochstiftische Forstordnung vom

18. Juni 1776 bemerkt dazu:

„Es ist unglaublich, welche Mengen Zeller Läden und andere Läden geschnitten außer Landes geführt werden.“[7]

Demnach war noch im 18. Jahrhundert ein schwunghafter Holzhandel in Gang und Obernzell war nach wie vor zentraler Handelsplatz und Umschlaghafen für die Produkte aus dem Abteiland, die donauabwärts verhandelt wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Ein weiteres, einheitliches Privileg der 3 Märkte war das Einfangen sog. „landschädlicher Leute“ im Gebiet zwischen Ilz und Haselgraben bei Linz sowie Donau und Böhmerwald, gegen entsprechendes Entgelt. Dieses Recht muss auf die Zeit vor 1180 zurückgehen, denn unmittelbar danach bildete nicht mehr der Haselgraben bzw. die Rodel die Grenze zu Österreich, sondern die Große Mühel.

Dieses somit ebenfalls vorpassauische Recht deutet auf den zweiten wirtschaftlichen Schwerpunkt hin, der neben der landwirtschaftlichen Erschließung des später so bezeichneten "Landes der Abtei" offensichtlich eine wichtige Rolle spielen sollte, nämlich die Organisation des Fernhandels nach Böhmen und donauabwärts Richtung Linz.(8)

Auch am Handel auf dem später so bezeichneten „Goldenen Steig“ scheinen die Griesbacher, möglicherweise gemeinsam mit den Halsern, partizipiert zu haben. Ihr Rodungsgebiet nämlich reichte im Ausbauland des Nordwaldes von der Donau bis zum Geyersberg bei Freyung. In der heutigen Marktgemeinde Röhrnbach unterstanden nicht weniger als 24 Ortschaften der Gerichtsbarkeit der Griesbacher, einschließlich Rörhnbach selbst, einem der Hauptorte des mittelalterlichen Saumhandels nach Böhmen, dessen Kirche wie die Kirche in Untergriesbach das Michaelspatrozinium trägt.

Der Fernhandel nach Böhmen spielte vermutlich auch bei der Anlage der drei Marktorte Hauzenberg, Griesbach und Wegscheid eine Rolle, denn auch sie wurden alle an markanten Wegkreuzungen von Altstraßen angelegt und in diesem Zusammenhang scheint ein regelrechtes Wegenetz für diesen Fernhandel eingerichtet worden zu sein. Auch ihre Burgen errichteten die adeligen Rodungsunternehmer alle in der Nähe dieser Fernhandelswege.

 

Zusammenfassung

Insgesamt dürfte also die hochmittelalterliche Besiedlung und Landerschließung des donaunahen Raumes keineswegs mehr so unorganisiert und zufällig verlaufen sein, wie dies in der einschlägigen heimatgeschichtlichen Literatur immer wieder dargestellt wurde, sondern nach genauen Planvorgaben adeliger, finanzkräftiger Rodungsspezialisten, die für ein fest abgegrenztes Gebiet die Infrastruktur für die landwirtschaftliche, wirtschaftliche und verkehrsmäßige Erschließung, sowie dessen militärische Sicherung bereitstellten und garantierten.

Unser, für damalige Verhältnisse bereits relativ dicht besiedeltes Gebiet, ist vom Zeitpunkt der Gründung der neuen Dörfer an ohne ein verwaltungsmäßiges Zentrum, von dem aus organisiert, beaufsichtigt, beschützt, Recht gesprochen, Handel getrieben und Abgaben eingenommen wurden, nicht vorstellbar.

Aufgrund ihrer einheitlichen Siedlungsstruktur und Rechtsstellung muss also die hochmittelalterliche Besiedlung in unserem Raum das Ergebnis eines detailliert geplanten, zeitlich eng begrenzten und von einem mächtigen, finanzkräftigen Herrschaftsträger durchgeführten Rodungs- und Siedlungsunternehmens gewesen sein.

Es kann nicht das Resultat eines über Generationen fortschreitenden, immer weiter ausgreifenden und eher zufällig zustande gekommenen Siedlungsfortschritts gewesen sein.

Noch heute lässt sich ansatzweise ein gut durchdachtes Konzept zur Besiedlung und wirtschaftlichen Erschließung dieses Raumes unter Leitung des Rodungsgeschlechts der Hals/Griesbacher nachweisen.

 

Aus den überlieferten Quellen erfahren wir leider aber nichts darüber, wie sich diese Rodung und erste Ansiedlung, die Anwerbung und der Zuzug der Siedler, das Ausmessen und Ausstecken der Gewanne und Fluren, die Zuweisung oder Verlosung an die einzelnen Bewerber, die Wahl der Ortsnamen und vieles mehr, im einzelnen abgespielt haben. Kaum durchdringbares Dunkel umgibt hier nahezu alle mittelalterlichen Rodungsphasen und Rodungsgebiete.

 

 

[1] „cum omnibus areis, aedificiis, terris cultis et incultis, pratis, pascuis, aquis, molendinis, piscationibus, silvis, exstirpatis sive adhuc exstirpandis

[2] Als Zweig der Palsenzer hatten die Griesbacher im großen Rodungsgebiet der Riedmark bereits eine weiträumige Rodungsherrschaft aufgebaut.

 

[3] HStAM Hochstift Passau Lit.2: Sammelband mit Abschriften von Urkunden und eines Güterverzeichnisses (Urbar) des Hochstifts Passau, angelegt von Fürstbischof Otto von Lonsdorf (1254 – 1265)

[4] Ursprünglich eine Einheit, mit der Zivilsiedlung in Untergriesbach, der Burg zwischen den beiden Ortsteilen und dem Hafenanlagen an der Donau in Obernzell.

[5] So konnten die Hauswässer, sowie die Regen- und Schmelzwässer zügig abfließen, ohne dass auf den weitgehend unbefestigten Straßen allzu viel Schmutz und Morast zurück blieb.

[6]  HStAM, Hochstift Passau, Rep. 112 Blechkasten 173 Nr. 4/1.

Wie die Orts- und Flurnamen sowie Geländespuren südwestlich von Untergriesbach zeigen, wurden die Baumstämme "auf der Roll" mittels einer Art Holzrutsche den Steilhang hinunter nach Obernzell befördert.

[7]  Friedrich .v. Müller, Das Land der Abtei im alten Fürstentum Passau, in: Verhandlungen des Hist. Vereins von Niederbayern, Bd. 57, S. 103

[8] Frühester Beleg für die Bezeichnung „abbatia“ = Land der Abtei in einer Urkunde aus Kremsmünster: 23.4.1213, Zeuge Hartwicus de abtie.  Die Bezeichnung behält Gültigkeit bis ins 18. Jh. Erst durch das Generale von 1765 wird verfügt, dass das Hochstift künftig nicht mehr Land der Abtei od. Passauer Bezirk zu nennen sei, sondern durchgehend Fürstentum Passau.

 

Textbeitrag: Georg Schurm

 

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